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Die Galerie am Potsdamer Platz

Roman von Alexandra Cedrino
Auflage:1. Auflage
Seitenanzahl:384 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2020
Verlag: HarperCollins
ISBN:978-3-95967-442-3
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Kurztext / Annotation

Berlin, 1930: Zwischen zwei Kriegen kämpft eine Frau um ihr neu gewonnenes Leben

Die junge Kunststudentin Alice zieht nach dem Tod ihrer Mutter in die Hauptstadt. Sie sucht Anschluss an ihre Familie, einstmals angesehene Kunsthändler, die sie nie kennengelernt hat, trifft aber zunächst nur auf kalte Ablehnung. In der pulsierenden Kunstszene Berlins fühlt sie sich dennoch sofort zu Hause und entdeckt bald ihr Talent als Fotografin. Und sie verliebt sich in den Deutsch-Iren John. Trotz der Widerstände ihrer Großmutter plant sie gemeinsam mit ihren Onkeln, die einst legendäre Galerie der Familie am Potsdamer Platz wiederzueröffnen. Dabei begegnet sie dem Kunstkenner Erik, Erbe einer spektakulären Kunstsammlung. Doch ist er wirklich daran interessiert, ihr zu helfen? Es sind unruhige Zeiten, und der Aufstieg der Nationalsozialisten droht bald ihre Liebe, die Galerie und ihre gesamte Familie in den Abgrund zu reißen ...

Alexandra Cedrino, Mitglied der berühmten Kunsthändlerfamilie Gurlitt, lässt die Berliner Kunstszene in den Dreißigerjahren wiederaufleben: schillernd, bewegend und mitreißend!

  • »familiäre Dramen sind [...] die Würze in ihrem Debütroman, der trotzdem noch mehr zu bieten hat. [...] Der Leser erhält Einblicke in die Kunstszene und die Gesellschaft der frühen 1930er-Jahre.« Süddeutsche Zeitung
  • »Aufregende Familienchronik um eine junge Berlinerin.« Grazia
  • »Alexandra Cedrino zeichnet ein fiktives, aber dennoch authentisches Bild einer Elitenfamilie der Jahre 1930 bis 1933 in Berlin. Und einer jungen Frau, die ihren eigenen Weg sucht und findet, auch wenn er hin und wieder in Sackgassen führt.« Wiener Zeitung


Alexandra Cedrino, geboren 1966 in München, stammt aus der Kunsthändlerfamilie Gurlitt. Sie wuchs zwischen Bildern und Büchern auf und lebt heute in Berlin.

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

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Kuckuckskind

November 1930

Eisregen trommelte aufs Autodach, verklumpte sich und lief in Mustern am Fenster hinab. Alice blickte aus dem Fenster und beobachtete Fahrradfahrer, die sich durch den dichten Verkehr schlängelten, und dicke Limousinen, die sich rücksichtslos ihren Weg durch die im elektrischen Licht funkelnden Straßen der Stadt bahnten. Fußgänger überquerten hastig und halsbrecherisch die Fahrbahn inmitten des chaotischen Verkehrs. Gedankenverloren zog Alice Muster in die beschlagene Fensterscheibe.

Was sie wohl am Matthäikirchplatz erwartete? Rosa hatte anscheinend allerlei Ideen, wie sie sich in ihrem neuen Zuhause einrichten sollte. Alice hätte ein Zimmer, das über einen eigenen Eingang verfügte, sodass sie kommen und gehen könnte, wann immer sie wollte. Als sie anbot, Miete zu bezahlen, hatte ihre Tante empört abgewinkt.

»Ich bitte dich, Kind«, hatte sie bei ihrem letzten Treffen in einer kleinen Konditorei ausgerufen und ihr mit dem Handschuh sachte aufs Handgelenk geschlagen. »Rede keinen Unsinn. Richte dich erst einmal ein und überlege, was du mit deiner Zukunft anfangen möchtest.« Sie hatte ihre Handtasche geöffnet und darin herumgekramt. Mit einem kleinen triumphierenden Ausruf hatte Rosa schließlich zwei Schlüssel herausgezogen und sie Alice in die Hand gedrückt. »Der Haus- und der Wohnungsschlüssel. Nimm sie gleich an dich.«

Ob es richtig von Alice gewesen war, in Berlin zu bleiben? Was sie bis jetzt von der Stadt gesehen hatte, gefiel ihr. Quecksilbrig und gefährlich war es, düster, dreckig, billig. Aufregend, schnell und bevölkert von den interessantesten Menschen. Wenn sie irgendetwas erreichen wollte, dann hier. Aber sie musste auch aufpassen. Berlin ernährte sich von Leichtsinn und Gutgläubigkeit. Diese Stadt zog viele an: Glücksritter genauso wie Künstler, Elende wie Verwahrloste, die Hoffnungsvollen und die Optimisten - alle hofften ihr Glück zu machen oder in der Masse unterzutauchen.

Als das Taxi schließlich an den Straßenrand zog und anhielt, schreckte sie aus ihren Gedanken hoch. Überrascht blickte sie auf. Der Matthäikirchplatz lag in der Dämmerung ruhig vor ihr.

Da sie keine Anzeichen machte, auszusteigen, drehte sich der Chauffeur um. »Na, Frolleinchen, Endstation. Weiter jeht es nich'.«

Hastig zog Alice ihre Geldbörse aus der Handtasche.

Der Fahrer winkte ab. »Ist bereits bezahlt.«

Trotzdem ließ Alice es sich nicht nehmen, ihm wenigstens ein Trinkgeld zu geben. Der Chauffeur tippte an seine Mütze und hob ihren kleinen Koffer aus dem Fond, bevor er in der Dämmerung davonbrauste.

Alice wandte sich zum Haus um und blickte an der Fassade hoch. Mit dem Koffer in der Hand stieg sie die Stufen zur Haustür hinauf. Unschlüssig studierte sie das glänzende Klingelschild. Für ein so großes Haus gab es erstaunlich wenige Mietparteien. Im Hausflur ging das Licht an, und gerade als Alice sich dazu durchgerungen hatte, den Schlüssel zu benutzen, wurde die Haustür aufgerissen. Erschrocken stolperte sie eine Stufe zurück. Mit einem spöttischen Lächeln blickte eine Frau auf sie herab. Hinter ihr stand ein eleganter Mann, der ihr über die Schulter sah.

»Sie erlauben?« Trotzig hob Alice das Gesicht und drängte sich an den beiden vorbei in den Hausflur.

Das Paar wich zur Seite und lief auf die Straße. Als Alice sich noch einmal umwandte, waren die beiden in der Dämmerung verschwunden, und die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.

»Alice, mein Liebling, da bist du ja!«

Rosa nahm ihr den kleinen Koffer ab und überreichte ihn dem neben der Tür stehenden Mädchen.

Noch während sie den Mantel auszog, konnte Alice Stimmen und Gläserklirren hören. Als sich im nächsten Moment die Tür öffnete, erkannte sie, dass die angrenzenden Räume voller Gäste waren.

»Habe ich mich im Tag geirrt?«, fragte sie verwirrt.

»Nein, nein, Kleines. Ich habe ein paar Freunde eingeladen.« Rosa str