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Die Sache mit meiner Schwester

Roman von Amita Murray
Seitenanzahl:384 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2021
Verlag: Blanvalet Verlag; HarperCollins UK, London 2019
ISBN:978-3-641-23119-4
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Kurztext / Annotation

Du kannst dir deine Familie nicht aussuchen, aber du kannst probieren, sie auf deine Seite zu ziehen ...
Es ist Rillas Hochzeitstag - der schönste Tag in ihrem Leben. Doch warum ist die junge Londonerin dann fast erleichtert, als noch vor der Trauung ein Polizist auftaucht, um sie wegen Ladendiebstahls abzuführen? Irgendwie läuft in Rillas Leben alles schief, und wenn sie darüber nachgrübelt, warum, landen ihre Gedanken immer bei ihrer älteren Schwester: Rose, die verschwand, als Rilla noch ein Kind war. Rilla beschließt, endlich herauszufinden, was damals mit Rose geschah, doch sie hat ihre Rechnung ohne die GIF gemacht - ihre 'Große Indische Familie', deren Einmischungsversuche sie schon ihr Leben lang auf Schritt und Tritt begleiten. Wie gut, dass es Simon gibt, Rillas liebenswerten Verlobten, und ihre Cousine Jharna, die sie vor den Spontanbesuchen der GIF warnt. Doch auf der Suche nach ihrer Schwester und nach sich selbst erkennt Rilla schon bald, dass man manche Wege allein gehen muss, um am Ziel anzukommen.

Amita Murray lebte in London, Delhi und Kalifornien und hatte bereits Jobs als Tänzerin, Kunstjournalistin, Moderedakteurin, PR-Assistentin und Organisatorin von Junggesellinnenabschieden, bevor sie beschloss, Romanautorin zu werden. Sie beschäftigt sich gern mit den komischen und den tragischen Aspekten kultureller Begegnungen. Außerdem arbeitet sie als Bloggerin für die Huffington Post, gibt Kurse in Kreativem Schreiben und Yoga-Workshops.

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

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Hochzeitstag

Am Nachmittag ihres Hochzeitstages denkt eine Braut normalerweise an all die Dinge, die das Leben künftig für sie bereithält: Liebe, Freude, Romantik, alberne kleine Streitereien mit ihrem Seelenverwandten, die mit einer Versöhnung enden - vorzugsweise im Bett - , an die grenzenlose Harmonie, den endlosen Spaß und die unzähligen Stunden, die sie einfach nur untätig in den Armen der Liebe ihres Lebens verbringen wird. Sie stellt sich vor, dass von nun an alles vollkommen sein wird. Sie wird glücklich sein, Angst, Reizbarkeit, Gesichtsbehaarung und eine generelle Neigung zu leichter Erregbarkeit sind vergessen. Kurzum, sie wird zu einer besseren, erwachseneren Ausgabe ihrer selbst.

Sie weiß, dass dieser herrliche Zustand mit einem riesengroßen Stück Torte beginnen wird, gefolgt von einer heißen Liebesnacht, hoffentlich auf einer fernen tropischen Insel, auf der keiner ihrer zahlreichen Verwandten anrufen, ihr Textnachrichten schicken, twittern oder sie sonst wie erreichen kann. Am Nachmittag ihres Hochzeitstages befindet sich eine Braut normalerweise nicht auf einer Polizeiwache hinter Gittern und wartet darauf, dass ihre Anwältin sie herausholt, damit die umfangreiche Verwandtschaft ihr erklären kann, was in ihrem Leben alles schiefgelaufen ist. Ich sage nicht, dass dies in der Geschichte der Hochzeiten noch niemals vorgekommen ist, ich sage nur, es ist selten.

Bevor ich euch von meiner Hochzeit berichte, sollte ich eine kleine Anmerkung bezüglich meiner riesigen Verwandtschaft vorausschicken. Geht es in dieser Geschichte um sie, fragt ihr? Nein, eigentlich nicht. Ist sie immer da, hat sie zu allem eine Meinung, und kann man sie einfach nicht ignorieren?

Na ja. Ja und nein.

Es leben so viele meiner Cousins und Cousinen, Tanten und Onkel in London, dass ich bei jedem Inder und jeder Inderin, denen ich begegne, genau hinsehen muss, ob es kein Verwandter ist. Meine Verwandten sind nämlich ziemlich schnell beleidigt, das müsst ihr wissen, ehe ich mit meiner Geschichte fortfahre. Sie führen Buch darüber, wer ihnen regelmäßig aus ihrem Leben berichtet und sie um Ratschläge bittet. Wer sie zu welchem Ereignis einlädt und wer ihnen zu Diwali, dem hinduistischen Lichterfest, eine Schachtel Champagnertrüffel schickt oder nur eine mit normalen indischen Süßigkeiten. Und sie verschicken gern Textnachrichten.

Liebe Rilla, hoffentlich gefällt dir der 150-teilige NutriBullet, den ich dir geschickt habe. Die Marke ist deutlich besser als der dreiteilige Mixer von Tante Parul. Vielen Dank für die Champagnertrüffel. Da ich keinen Alkohol trinke (wie du weißt), habe ich sie meiner Putzfrau geschenkt. Du hast bestimmt zu viel zu tun, um uns zu besuchen (hast du schon einen Job gefunden?), aber ich dachte, ich erinnere dich daran, dass unser Haus auch dein Haus ist. Vergiss deine Familie nicht. Alles Gute, deine ...

Alles in allem ist es somit besser, jedem Inder, dem man begegnet, ins Gesicht zu schauen, um sicherzugehen, dass man keinen der GIF (Großen Indischen Familie) versehentlich übersieht. Oder, wie in meinem Fall, damit man sich unter Umständen schnell aus dem Staub machen kann. Klar, da beinahe jeder Zweite in London mehr oder weniger wie ein Inder aussieht, kann das dazu führen, dass man an allen Ecken Gespenster sieht und zum Nervenbündel wird.

Meine GIF bildet den Hintergrund von einfach allem. Sie ist die Tapete und die Möbel, die Fahrstuhlmusik, die Themse, der Londoner Verkehr, die Umweltverschmutzung und die Klimaerwärmung in einem. Sie ist immer da, und im Allgemeinen stört sie. Und egal, wie sehr man sich einbildet, mit ihr zurechtkommen zu können - in Wahrheit ist das unmöglich.

Kommen wir nun zum eigentlichen Thema, der Geschichte von der Braut, die am Tag ihrer Hochzeit festgenommen wurde. Ich erzähle sie euch genau so, wie