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Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast

Von tückischen Sanduhren und tödlichen Illusionen | Band 2 der Fantasy-Erfolgsserie von Christelle Dabos
Auflage:1. Auflage
Seitenanzahl:621 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2019
Verlag: Insel Verlag
ISBN:978-3-458-76601-8
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Kurztext / Annotation

Ophelia wurde gerade zur Vize-Erzählerin am Hof von Faruk erkoren und glaubt sich damit endlich sicher. Doch es dauert nicht lange, und sie erhält unheilvolle anonyme Drohbriefe: Wenn sie ihre Hochzeit mit Thorn nicht absagt, wird ihr Übles widerfahren. Und damit scheint sie nicht die Einzige zu sein: Um sie herum verschwinden bedeutende Persönlichkeiten der Himmelsburg. Kurzerhand beauftragt Faruk Ophelia mit der Suche nach den Vermissten. Und so beginnt eine riskante Ermittlung, bei der es Ophelia nicht nur mit manipulierten Sanduhren, sondern auch mit gefährlichen Illusionen und zwielichtigen Gestalten zu tun bekommt. Am Ende steht eine folgenschwere Entscheidung.

Vom glamourösen Hof der Himmelsburg in das abgründige Universum der Sanduhren und Orte, die gar keine sind - um ihr Leben sowie das ihrer Familie zu retten, muss Ophelia an ihre Grenzen gehen. Und das in einer Welt, in der sie so gut wie niemandem trauen kann, womöglich nicht einmal ihrem zukünftigen Ehemann Thorn?



Christelle Dabos wurde 1980 an der Côte d’Azur geboren. Nach ihrem Studium zog sie nach Belgien und arbeitete als Bibliothekarin. Als sie 2007 an Krebs erkrankte, begann sie zu schreiben. Zunächst veröffentlichte sie auszüge aus Die Spiegelreisende im Internet. Nachdem sie den Jugendbuchwettbewerb von Gallimard Jeunesse gewann, wurde der erste Band der Serie Die Verlobten des Winters publiziert und entwickelte sich rasch zu einem Bestseller. Die ersten drei Bände sind auch in Deutschland Bestseller geworden.

Beschreibung für Leser

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Die Partie

Ophelia war geblendet. Sobald sie einen Blick unter ihrem Schirm hervor wagte, traktierte die Sonne sie von allen Seiten: Sie knallte vom Himmel herab, spiegelte sich im lackierten Holz der Promenade, ließ die Wellen glitzern und die Juwelen der Höflinge erstrahlen. Trotzdem sah Ophelia genug, um festzustellen, dass sowohl Berenilde als auch Roseline nicht mehr da waren.

Es war nicht zu leugnen: Sie hatte sich verlaufen.

Kein guter Anfang für jemanden, der am Hof mit dem festen Vorsatz erschienen war, dort seinen Platz zu finden. Ophelia hatte eine Audienz bei Faruk, dem sie offiziell vorgestellt werden sollte, und es war alles andere als ratsam, diesen Familiengeist warten zu lassen.

Wo mochte er sich wohl aufhalten? Im Schatten der hohen Palmen? In einem der prunkvollen Grandhotels, die die Küstenlinie säumten? In einer Strandkabine?

Ophelia stieß sich die Nase am Himmel. Sie hatte sich über die Balustrade gebeugt, um nach Faruk Ausschau zu halten, doch das Meer war nur eine Mauer. Ein riesiges, bewegliches Fresko, dessen Wellenrauschen ebenso künstlich war wie der Horizont und der Duft nach heißem Sand. Ophelia rückte ihre Brille zurecht und musterte die Umgebung. Beinahe alles hier war unecht: die Palmen, die Springbrunnen, das Meer, die Sonne, der Himmel und die Wärme. Selbst die Hotels waren vielleicht nur Fassaden ohne etwas dahinter.

Was sollte es auch sonst sein, wenn man sich im fünften Stock eines Turms befand und dieser Turm eine Stadt überragte, die wiederum über einer eisigen Arche schwebte, deren aktuelle Temperaturen sich bei minus fünfzehn Grad bewegten? Die Leute hier mochten den Raum noch so sehr verzerren und an allen Ecken und Enden Trugbilder erschaffen, irgendwann stieß auch ihre Kreativität an gewisse Grenzen.

Ophelia misstraute diesem Schwindel, aber noch mehr misstraute sie jenen, die ihn benutzten, um andere zu manipulieren. Deswegen fühlte sie sich besonders unwohl inmitten der Höflinge, die sie achtlos anrempelten.

Sie waren samt und sonders Miragen, Meister des Illusionenwebens.

Zwischen all den imposanten Menschen mit ihren hellen Haaren, blassen Augen und Klan-Tätowierungen fühlte Ophelia sich kleiner, dunkelhaariger, kurzsichtiger und fremder denn je. Manche warfen ihr verwunderte Blicke zu. Sicher fragten sie sich, was dieses Fräulein hier verloren hatte, das sich verzweifelt unter seinem Schirm zu verstecken suchte. Doch Ophelia hütete sich, es ihnen auf die Nase zu binden. Sie war allein und schutzlos, und wenn herauskäme, dass sie die Verlobte Thorns war, des meistgehassten Mannes am Pol, wäre ihre Haut keinen Pfifferling mehr wert. Oder ihr Geist. Von ihren letzten misslichen Abenteuern hatte sie eine geprellte Rippe, ein blaues Auge und einen tiefen Kratzer an der Wange davongetragen. Besser, sie machte es nicht noch schlimmer.

In einer Hinsicht immerhin waren diese Miragen Ophelia hilfreich: Sie strebten alle einer auf Pfählen erbauten Seebrücke zu, die dank einer ziemlich gelungenen optischen Täuschung den Anschein erweckte, sie rage von der Strandpromenade auf das falsche Meer hinaus. Mit zusammengekniffenen Augen erspähte Ophelia an deren Ende einen riesigen, im grellen Sonnenlicht funkelnden Bau aus Glas und Metall. Diese Seebrücke war kein neues Trugbild, sondern ein wahrhaftiger Herrscherpalast.

Wenn Ophelia Faruk, Berenilde und Roseline irgendwo finden konnte, dann sicher dort.

Also folgte sie dem Strom der Höflinge, bemüht, so wenig wie möglich aufzufallen. Doch da hatte sie die Rechnung ohne ihren Schal gemacht. Halb um ihre Wade geschlungen, halb über den Boden peitschend, führte er sich auf wie eine liebestolle Boa constrictor. Ophelia war es nicht gelungen, ihn abzustreifen. Sosehr sie sich einerseits freute, den treuen Golem nach wochenlanger Trennung gesund und munter wiederzusehen, hätte sie doch lieber nicht so offensichtlich