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Echte Liebe

Ein Leben mit dem BVB von Hans-Joachim Watzke, Michael Horeni
Seitenanzahl:304 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2019
Verlag: C. Bertelsmann Verlag
ISBN:978-3-641-24952-6
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Kurztext / Annotation

BVB-Boss Watzke spricht Klartext: brisante Insiderinformationen aus dem deutschen Fußball
Kaum jemand kennt den Bundesliga-Spitzenclub Borussia Dortmund besser als »Aki« Watzke, der ihn seit 2005 lenkt. In »Echte Liebe« erzählt er von seiner tiefen Freundschaft mit Jürgen Klopp, dem Gewinn des Doubles, der Niederlage im Champions-League-Endspiel gegen die Bayern, der Rivalität zu Uli Hoeneß sowie dem niederschmetternden Attentat auf den BVB-Bus, vom entfesselten Kommerz, der das Herz des Fußballs zu verraten droht, und davon, wie man ihn für den »normalen« Fan retten kann.

Hans-Joachim (»Aki«) Watzke, Jahrgang 1959, war nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre als Unternehmer tätig. Beim Traditionsclub Borussia Dortmund amtierte er ab 2001 als Schatzmeister, bevor er 2005 Geschäftsführer wurde.

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VORSPIEL

Und dann ist da diese riesige Wand, gelb und schwarz und ungezähmt. Sie kann es kaum erwarten zu explodieren. Sie will dieses Gefühl zurück, diesen Rausch, dieses Glück. Seit Jahren verzehrt sie sich danach. Es hat sich aber nicht zurückholen lassen, sosehr sie es auch wollte. Nun aber, an diesem Abend des 10. November 2018, läuft Paco Alcácer der Wand entgegen. Niemand kann ihm folgen, kein Mats Hummels, kein Jérôme Boateng. Niemand. Er hat alle abgeschüttelt, nur der Ball ist noch bei ihm. Mit jedem seiner Schritte kommt nun auch ein bisschen von jenem Glück zurück zum wilden Herzen der Borussia, zur Südtribüne, zur Wand, zu jedem Gelb und zu jedem Schwarz. Und zur Ehrentribüne kommt es auch. Zu Hans-Joachim Watzke, der den Atem anhält.

Nur noch Manuel Neuer steht zwischen Paco Alcácer und der Explosion; noch vierzig Meter, noch dreißig, noch zwanzig. Jeder seiner Schritte ist für die Wand jetzt wie ein Versprechen. Mit jedem Schritt wogt sie stärker und wilder, wie eine riesige Welle, auf und ab, hin und her. Die Welle verwandelt jeden Schritt Alcácers in ihre eigene riesenhafte Bewegung, und als er in den Strafraum eindringt, türmen sich das Schwarz und das Gelb auf. Wie eine Welle, bevor sie bricht. Manuel Neuer stemmt sich der Naturgewalt mit ausgebreiteten Baumstamm-Armen entgegen, ganz allein.

Watzke wird auf der Tribüne von der Welle erfasst. Sein Oberkörper schnellt nach vorne, näher ans Geländer heran, ans Spielfeld. Als sich Alcácer und der Riese im Tor nun im Strafraum Auge in Auge gegenüberstehen, scheint das gesamte Stadion zu verstummen. Stille, wie im Auge eines Orkans. In diese angespannte Ruhe hinein zuckt Alcácer kurz mit der Hüfte, fast unmerklich. Neuer erliegt diesem kaum sichtbaren Reiz, erst als er fällt, merkt er, dass er in die Falle gegangen ist. Aber da ist es zu spät. Alcácer hat nicht geschossen, er hat den Schuss nur angedeutet, verzögert. Als wollte er den Moment vor der Explosion noch ein wenig hinauszögern, ihn noch ein bisschen länger genießen. Dann schießt er, nicht hart, ein gefühlvoller Lupfer bloß. Es sieht aus wie ein Kinderspiel, so einfach und leicht. Als Neuer zu Boden sinkt und der Ball ganz langsam, fast wie in Zeitlupe, an ihm vorbei seinen Weg in die linke, hintere Torecke findet, erbebt die Wand. Was folgt, ist ein einziger Schrei: kehlig, animalisch. Alles, was sich an ungelebten Gefühlen und enttäuschten Hoffnungen aufgestaut hat in den vergangenen Jahren, entlädt sich nun, bricht ekstatisch hervor. Eigentlich ist es ist nur ein Tor, aber dieser Moment ist für die Wand wie eine Erlösung.

Auf der Tribüne springt Watzke von seinem Sitz auf, in den er sich zuvor das gesamte Spiel gezwungen hatte, als ob er sich selbst daran fesseln müsste, um seine Emotionen zu bändigen. Jetzt steht er mit aufgerissenem Mund an der Brüstung. Ein stummer Schrei in die Nacht, die Faust dem Orkan entgegengestreckt. Ein paar Sekunden, dann hat er sich wieder unter Kontrolle. Watzke schaut zu Matthias Sammer, der direkt neben ihm auf der Tribüne sitzt. Er umarmt ihn nicht in diesem Moment, er sagt auch nichts, muss er auch nicht. Beide spüren, was dieses Tor bedeutet: den Anfang einer neuen Zeit.

Mit dem Treffer von Paco Alcácer, mit diesem 3_:_2 für Borussia Dortmund, enden sechs Jahre Alleinherrschaft des FC Bayern München in der Fußball-Bundesliga. Die Diktatur des deutschen Rekordmeisters löst sich in diesem Augenblick auf. Das scheint ein ganzes Stadion zu ahnen, zu spüren, zu hoffen.

Denn noch ist das Spiel nicht vorbei. Und schon zweimal hat der wankende Gigant in diesem Duell seine enormen Kräfte mobilisieren können, von denen viele glaubten, er habe sie bereits verloren. In der gesamten ersten Halbzeit waren die Bayern stark und unverwundbar gewesen, wie immer in den vergangenen Jahren. Sie spielen von Beginn an besser, schneller und entschlossener als der BVB. Und sie führen bald 1