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Kurztext / Annotation

Die junge Jane Eyre tritt eine Stelle als Gouvernante auf dem entlegenen Landsitz Thornfield Hall an - und sie verliebt sich unsterblich in den Herrn des Hauses, den verschlossenen, aber faszinierenden Edward Rochester. Er erwidert ihre Gefühle leidenschaftlich, doch ein schreckliches Geheimnis bedroht das Glück ...

Mit der klugen, charakterstarken Jane Eyre schuf Charlotte Brontë eines der bewegendsten Frauenporträts der Weltliteratur. Der Roman gilt als fiktive Autobiographie der Autorin.

»Charlotte Brontë (1816-1855) gelang 1847 mit Jane Eyre der Durchbruch als Schriftstellerin. Melanie Walz hat diesen Liebes- und Bildungsroman einer rebellischen Gouvernante ... neu übersetzt und mit einem klugen Nachwort versehen. Erstaunlich, welche Modernität Jane Eyres Geschichte ausstrahlt und wie es Brontë glückt, aus ihrer Hauptfigur keine Salonheldin, sondern eine reflektierte Frau zu machen, die für ihre Sache - und die ihrer Geschlechtsgenossinnen - zu kämpfen versteht.« Rainer Moritz




Die Schwestern Charlotte, Emily und Anne Brontë gehören bis heute zu den meistgelesenen Autorinnen des 19. Jahrhunderts.
Als Töchter eines englischen Pfarrers wuchsen sie in der Abgeschiedenheit eines abgelegenen Pfarrhauses in West Yorkshire auf, wo sie bis zu ihrem Lebensende blieben. Bereits als Kinder verfaßten die Schwestern gemeinsam mit ihrem Bruder Branwell (1817-1848) die Erzählungen aus Angria. Als der Bruder jedoch alkohol- und drogenkrank wurde, waren die Schwestern aufgrund des frühen Todes der Mutter und der mangelnden Unterstützung des Vaters auf sich alleine gestellt.
Ihre Werke erschienen zeitlebens unter den männlichen Pseudonymen Currer Bell (Charlotte), Ellis Bell (Emily) und Acton Bell (Anne).

Charlotte Bront? (1816-1855), die älteste der drei Schwestern, arbeitete u.a. als Lehrerin und Gouvernante, nachdem sie in Brüssel an der Privatschule der Madame Heger Französisch gelernt hatte. Der erst posthum veröffentlichte Roman Der Professor handelt von ihrer unerfüllten Liebe zu Hegers Ehemann und zählt zusammen mit Jane Eyre zu ihren größten Erfolgen.

Beschreibung für Leser

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Sechstes Kapitel

Der nächste Tag begann wie der vorherige; vor Tagesanbruch standen wir auf und kleideten uns im Binsenlicht an; doch an diesem Morgen sahen wir uns genötigt, auf das Prozedere des Waschens zu verzichten, denn das Wasser in den Krügen war gefroren. Am Vorabend hatte das Wetter gewechselt, und ein eisigkalter Nordostwind hatte die ganze Nacht durch die Ritzen unserer Schlafzimmerfenster gepfiffen, uns in unseren Betten frösteln lassen und den Inhalt der Waschkrüge in Eis verwandelt.

Bevor die langen eineinhalb Stunden der Gebete und der Bibellektüre vorbei waren, war mir, als müsste ich vor Kälte sterben. Endlich kam die Frühstückszeit, und an diesem Morgen war der Porridge nicht verbrannt; er war genießbar, doch es war so wenig; wie klein mir meine Portion vorkam! Ich wünschte, sie wäre doppelt so groß gewesen.

Im Verlauf des Tages wurde ich in die vierte Klasse aufgenommen und erhielt regelmäßige Aufgaben zugeteilt; bis dahin war ich nur Zuschauer der Geschehnisse in Lowood gewesen, nun sollte ich Mitwirkende sein. Anfangs, da ich das Auswendiglernen nicht gewohnt war, kam mir der Unterricht lang und schwer verständlich vor; der häufige Wechsel von einer Aufgabe zur nächsten verwirrte mich ebenfalls; und ich war froh, als Miss Smith mir gegen drei Uhr nachmittags eine Borte aus Musselin von sechs Fuß Länge sowie Nadeln, Fingerhut usw. gab und mich in eine stille Ecke des Klassenzimmers schickte, wo ich den Stoff säumen sollte. Zu dieser Stunde waren die meisten mit Näharbeiten beschäftigt; doch eine Klasse stand noch immer um Miss Scatcherds Stuhl und las vor, und da es ruhig war, konnte man hören, worum es sich bei ihren Aufgaben handelte, wie die Mädchen sie erledigt hatten und mit welchem Tadel oder Lob Miss Scatcherd sie bedachte. Es ging um englische Geschichte; unter den Vortragenden erblickte ich meine Bekanntschaft von der Veranda; zu Beginn der Stunde war ihr Platz an der Spitze der Klasse gewesen, doch wegen einer falschen Aussprache oder falschen Innehaltens wurde sie unversehens ans Ende geschickt. Selbst an diesem fernen Ort war sie weiterhin Gegenstand ständiger Bemerkungen Miss Scatcherds, die Worte wie diese an sie richtete: »Burns« (so hieß sie offenbar; die Mädchen wurden hier alle beim Nachnamen gerufen wie die Jungen anderswo) »Burns, Sie stehen mit schiefen Füßen da, richten Sie Ihre Zehen gerade aus.« »Burns, Sie schieben Ihr Kinn vor, wie hässlich! Senken Sie den Kopf.« »Burns, ich verlange, dass Sie den Kopf heben; diese Haltung toleriere ich nicht«, usw., usw.

Nachdem ein Kapitel zweimal gelesen worden war, wurden die Bücher zugeklappt, und die Mädchen wurden examiniert. In der Stunde war es um einen Teil der Regierungszeit Charles' I. gegangen, und es wurde Verschiedenes über Tonnage und Zentnerlast und Schiffsgeld gefragt, was die meisten nicht beantworten konnten; doch jede kleine Schwierigkeit wurde auf der Stelle gelöst, wenn sie zu Burns gelangte; ihr Gedächtnis schien behalten zu haben, worum es in der Stunde gegangen war, und sie konnte alle Fragen beantworten. Ich erwartete, dass Miss Scatcherd sie für ihre Aufmerksamkeit loben würde, doch stattdessen rief sie unvermittelt: »Sie schmutziges, hässliches Mädchen! Sie haben sich heute Morgen nicht die Nägel gesäubert!«

Burns schwieg; ich wunderte mich über ihr Schweigen.

»Warum«, dachte ich, »erklärt sie nicht, dass sie sich weder die Nägel säubern noch das Gesicht waschen konnte, weil das Wasser gefroren war?«

Dann wurde meine Aufmerksamkeit von Miss Smith beansprucht, für die ich einen Strang Garn halten musste; und während sie das Garn aufrollte, unterhielt sie sich ab und zu mit mir, fragte mich, ob ich schon einmal eine Schule besucht hätte, ob ich Schnitte markieren, sticken und stricken könne usw., und bis sie mich entließ, konnte ich Miss Scatcherd nicht weiter beobachten. Als ich an meinen Platz