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Kill Creek

Roman von Scott Thomas
Seitenanzahl:544 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2019
Verlag: Heyne Verlag; Inkshares
ISBN:978-3-641-24492-7
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Kurztext / Annotation

Am Ende einer langen Straße mitten im ländlichen Kansas liegt einsam und verlassen das Finch House. Es ist berüchtigt, schließlich ereilte jeden seiner Bewohner einst ein grausames Schicksal. Könnte es eine bessere Kulisse geben, um die vier erfolgreichsten Horrorautoren der USA zu einem Interview zusammenzubringen und das ganze live im Internet zu streamen? Was als harmloser Publicity-Spaß beginnt, entwickelt sich schnell zum Albtraum für alle Beteiligten. Denn es kommen nicht nur die dunkelsten Geheimnisse der vier Schriftsteller ans Tageslicht, auch das Finch House selbst hütet ein dunkles Geheimnis. Aber anders als die vier Autoren möchte es dieses nicht für sich behalten. Und schon bald gibt es den ersten Todesfall ...

Scott Thomas hat an der University of Kansas Englisch und Film studiert. Er ist Co-Creator und Produzent von Disney Channel's »Best Friends Whenever« und Disney XD's »Randy Cunningham: 9th Grade Ninja« und hat Fernsehfilme und Teleplays für verschiedene Netzwerke wie MTV und VH1 geschrieben. Mit »Kill Creek« veröffentlichte er seinen ersten Roman. Scott Thomas lebt mit seiner Familie in Sherman Oaks, Kalifornien.

Beschreibung für Leser

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PROLOG

Kein Haus ist von vornherein böse. An die meisten Häuser denkt man voller Zuneigung, wenn nicht sogar Liebe. Und da machte das Haus am Kill Creek anfangs auch keine Ausnahme.

Das Haus bestand aus ganz gewöhnlichem Holz, aus Nägeln, Mörtel und Stein. Es stand nicht auf unheiligem Boden, und weder Hexen noch Zauberer wohnten darin. Ein Mann erbaute es im Jahre 1859 in Kansas, ganz allein mit seinen eigenen Händen. Nur gelegentlich halfen ihm Freunde aus der nahe gelegenen Ortschaft Lawrence. Einige schöne Jahre lang erfüllte eine leidenschaftliche Liebe seine vielen Räume, wenngleich es auch eine geheime Liebe war, das Flüstern zweier Herzen.

Wie in den meisten Häusern, in denen es angeblich spukt, spielte sich auch im Haus am Kill Creek eine Tragödie ab. Der Mann, der es erbaut hatte, wurde ermordet - und das nicht einmal einen Meter von der Frau entfernt, die er liebte. Er streckte die Hände nach ihr aus, um ihre dunkle Haut zu berühren, ihr Haar zu streicheln, doch es gelang ihm nicht, diese lächerlich kurze Entfernung zu überbrücken. Sein Verstand beharrte darauf, dass sie beide gerettet würden, wenn er sie nur in die Arme schloss. Wenn er es sich nur fest genug wünschte, würden sie zusammenbleiben.

Doch es gab keine Rettung. Der Leichnam seiner Liebsten wurde weggezerrt und an dem einzigen Baum aufgehängt, der vor dem Haus stand - eine verkümmerte Buche. Sie war bereits tot und der Akt des Aufknüpfens nur eine letzte Demütigung. Dann wurden die toten Körper so kalt, wie es der sengend heiße August erlaubte, während sich Stille wie ein Leichentuch über das Haus und seine Umgebung senkte. Mehrere Wochen lang blieben sie ungestört. Niemand sah nach ihnen, da das Örtchen Lawrence selbst von einer Tragödie heimgesucht wurde. Als die Sonne unterging, flackerte ein orangefarbener Flammenschein am südöstlichen Himmel. Lawrence brannte.

Ein Haus, in dem Blut geflossen ist, wird zwangsläufig zum Ziel übler Gerüchte. Sooft ein Einwohner von Lawrence auf den abgelegenen Feldwegen nach Kansas City unterwegs war, sprach er über das Haus, als wäre es lebendig. Groß war das Mitleid mit diesem armen, traurigen Ort, verwaist wie so viele Kinder nach den blutigen Grenzscharmützeln, die dem Bürgerkrieg vorausgegangen waren. Was wohl in den langen, dunklen Winternächten in jenem Haus vor sich ging, wenn der Wind durch den kahlen Wald fegte und an den Fensterläden rüttelte? Unwillkürlich beschleunigte jeder Reisende seinen Schritt, sobald er an der Kill Creek Road vorbeikam.

Das Haus stand nicht lange leer, dafür war es zu groß und seine Architektur zu majestätisch. Im Lauf der Zeit wollte es so mancher zu seinem Heim machen, doch niemand fühlte sich dort willkommen, und die meisten verließen es innerhalb eines Jahres wieder. Warum sie den Zwang verspürten, wieder auszuziehen, konnten sie nicht erklären. Es war, als wollten die Wände die Wärme nicht aufnehmen. Selbst im Sommer war es innerhalb seiner Mauern zehn Grad kälter als draußen.

Es war ein böses Haus geworden. Ein Haus, vor dem man sich fürchtete.

Ende der Zwanzigerjahre wurde der Kansas Highway 10 gebaut, der Lawrence mit Kansas City verband, und in den Siebzigern war aus dieser bescheidenen Pflasterstraße eine vierspurige Autobahn geworden. Wer mit beinahe hundert Stundenkilometern unterwegs war, konnte die Ausfahrt zur Kill Creek Road sowie das dazugehörige Schild leicht verpassen. Der Fortschritt ließ sich nicht aufhalten, das früher so einfache Leben wurde immer hektischer, und das Haus am Kill Creek war nur ein weiteres verlassenes Gemäuer, das sich die Prärie allmählich zurückholte. Selbst der Bach, der einst so üppig vom Kansas River gespeist worden war, vertrocknete. Die Sonne brannte unbarmherzig auf ihn nieder, bis sein Bett so rissig war wie die Haut eines alt