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Ostwind - Der große Orkan

von Lea Schmidbauer
Seitenanzahl:270 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2018
Verlag: cbj
ISBN:978-3-641-23480-5
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Kurztext / Annotation

Mikas Rückkehr steht unmittelbar bevor. Da zieht ein Sommersturm über Kaltenbach und bringt einen fahrenden Pferdezirkus mit sich, der auf dem Gestüt Zuflucht vor dem Unwetter sucht. Während Ari von der faszinierenden Welt des Kunstreitens magisch angezogen wird, reagiert Ostwind merkwürdig aufgebracht auf die Besucher. Was hat es mit dem alten Zirkuspferd Orkan auf sich, das in der Box neben ihm untergebracht ist?

Lea Schmidbauer wurde 1971 in Starnberg am Starnberger See geboren. Sie studierte ein paar Semester Amerikanische Kulturgeschichte, bevor sie sich an der Filmhochschule in Mu?nchen bewarb. Seit 2007 schreibt sie Drehbu?cher fu?r Kinofilme und die Pferdeabenteuerreihe »Ostwind«. Lea Schmidbauer lebt und arbeitet in Mu?nchen und als Teilzeitlandwirtin in einem kleinen Dorf in Mittelfranken, wo auch ihr Islandpony Penny zu Hause ist.

Beschreibung für Leser

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1. Kapitel

W ie flüssiges Blei schoben die Wolken den Himmel zu, erstickten die Spätsommersonne und hinterließen ein fahles Zwielicht. Der warme Wind, der eben noch in den Blättern der Bäume geraschelt hatte, erstarb. Die Vögel verstummten. Die Luft wurde plötzlich kalt. Alles um sie herum schien den Atem anzuhalten. Sie wusste, es würde jetzt nicht mehr lange dauern. In der Stille hörte sie ihr Herz schlagen, immer lauter und kräftiger. Auch das Kribbeln in ihrem Nacken war ein untrügliches Zeichen. Gefahr! GEFAHR!

Sie wusste, was sie tun musste. Sie spürte es. Aber irgendetwas ließ sie trotzdem zögern. Das kniehohe Gras knisterte, als wäre die Luft um sie herum elektrisch. Das dunkle Pferd, das bis jetzt ruhig neben ihr gegrast hatte, hob den Kopf und sah sie an, aber immer noch bewegte sie sich nicht. Und in diesem Moment hörte sie die Stimme. So laut und klar, dass sie zusammenzuckte. Bring ihn in Sicherheit! Sie fuhr herum, aber da war keiner. JETZT! befahl die Stimme und diesmal schüttelte sie trotzig den Kopf. Nein. Noch nicht. Wieder sah sie zum Horizont, wo sich immer mehr Wolken auftürmten und zu einem riesigen, düsteren Ungetüm zusammenschoben. Das Pferd schnaubte unruhig und scharrte mit dem Huf, doch noch konnte sie sich nicht losreißen. Sie spürte jeden einzelnen Muskel in ihrem Körper, jede Nervenbahn, durch die jetzt Energie bis in ihre Fingerspitzen pulsierte. Sie schloss die Augen, um das Gefühl nur noch einen Moment länger zu genießen, bevor ... DER STURM KOMMT!, donnerte die Stimme und sie riss die Augen auf. Und dann raste die Dunkelheit auf sie zu.

»Jawohl, der Sturm kommt, liebe Leute, soviel ist sicher. Also bringt eure Schäfchen und den Rest der Familie schon mal ins Trockene! Ich liefere dazu die passende Musik!« Die aufgekratzte Stimme schepperte gespenstisch über den verlassenen Hof. Sie kam aus einem altmodischen Radio, das so verstaubt und verdreckt war, dass es kaum noch als Radio zu erkennen war. Jemand hatte den fehlenden Drehknopf durch einen grob zurechtgeschnitzten Holzknopf ersetzt, und statt der Antenne ragte ein rostiger Eisendraht in die Luft. So stand es auf dem Fenstersims einer der drei flachen Baracken, die sich um einen quadratischen Innenhof duckten. Vor vielen Jahren einmal hatte jemand den Hof mit Sand befestigt, doch der Wald, der das Gehöft an allen vier Seiten umgab, holte sich den geraubten Boden Stück für Stück zurück. Flechten kletterten die Wände der Gebäude empor, zarte hellgrüne Fichten hatten die Schotterdecke von unten aufgesprengt, Gras zwängte sich aus allen Ritzen und Fugen des gesprungenen Mauerwerks.

»It's Raining Men - Halleluja!«, sang es inbrünstig aus dem Radio als plötzlich ein Schrei die Luft zerriss.

»ARRRHHHHGGH!«

Das schwarze Pferd, das am Rand des Hofes stand und genüsslich ein paar Brombeerblätter aus einem Mauervorsprung gezogen hatte, riss den Kopf hoch und sah zu einer kleinen Gestalt, die in diesem Moment wie ein Schachtelteufel aus dem hohen Gras fuhr. Sie schüttelte heftig den Kopf, als müsse sie ein Insekt vertreiben, das sich in ihren wilden Locken verirrt hatte. Ostwind schnorchelte vorwurfsvoll und Ari sah ihn schuldbewusst an.

»Oh. Tut mir leid.« Sie hob entschuldigend die Hände und wieder schüttelte der Hengst empört seinen langen Hals. Diesmal musste sie grinsen.

»Ja, Mann. Ich weiß doch. Keine ruckartigen Bewegungen.«

Sie trat zu ihm, streckte behutsam die Hand aus und kraulte ihn hinter einem Ohr. »Und keine Störungen der Mittagsruhe. War so abgemacht. Aber ich hab blöd geträumt. Es war ...« Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, sich ihren Traum noch einmal zurückzuholen. Sich an ihre Träume zu erinnern, gelang ihr erst seit ein paar Monaten. Früher war sie ei