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Thron des Blutes

Historischer Roman von Conn Iggulden
Seitenanzahl:592 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2021
Verlag: Heyne Verlag; Michael Joseph
ISBN:978-3-641-22501-8
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Kurztext / Annotation

Ein Mann. Sieben Könige. Der blutige Thron Englands.
England im 10. Jahrhundert: Das Land ist geteilt und gezeichnet von jahrelangen Machtkämpfen. König Æthelstan, ein Enkel Alfreds des Großen, hat geschworen, das Reich unter einer Krone zu vereinen. An seiner Seite steht Dunstan von Glastonbury - ein Mönch, Politiker, Visionär und, in den Augen vieler, ein Verräter. Sieben Königen dient Dunstan durch Krieg, Feuer und Wahnsinn, um Æthelstans Traum wahr werden zu lassen. Doch zu welchem Preis?

Conn Iggulden unterrichtete Englisch an der Universität von London und arbeitete sieben Jahre als Lehrer, bevor er schließlich mit dem Schreiben historischer Abenteuerromane begann. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen im englischen Hertfordshire. Die Romane seiner 'Emperor'-Trilogie stürmten binnen Kurzem die britischen Bestsellerlisten. 2006 gefolgt von seinem ersten Sachbuch dem 'Dangerous Book for Boys', das er zusammen mit seinem Bruder Hal schrieb und das das als 'Buch des Jahres' bei den British Book Awards ausgezeichnet worden ist. Ein Buch wie das 'Dangerous Book' hätten sie damals gerne zur Hand gehabt. Nun haben sie es selbst geschrieben und der goldenen Zeit der Kindheit und der Abenteuer ein Denkmal gesetzt.

Beschreibung für Leser

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1

Ich hätte den ganzen Tag an dieser Klippe hängen können, wenn sie mir nicht die Finger gebrochen hätten. Meine Hände waren immer kräftig, aber mit gebrochenen Knochen sind sie kein verlässlicher Anker mehr, nicht einmal in einem Meer von Wut. Dennoch klammerte ich mich noch eine Weile fest. Als ich sie schließlich anstarrte, allerdings weder Mitleid heischend noch bittend, erstarb ihr Gelächter und ihr Spott, was mir eine gewisse Befriedigung war. Die kleine Gruppe von Männern und Frauen stand am Rand und wartete darauf, dass ich abstürzte. Sie sahen zu, wie ich mich mit geschundenen und geschwollenen Händen an die brüchige Erde klammerte und ihnen trotzte.

Ich sah, dass Encarius beschämt war, er, der einst mein Freund gewesen war. Ich suchte nach Worten, um ihm zu sagen, dass ich ihm verzieh, denn ich hatte keine andere Möglichkeit, mich zu rächen, und ich wollte, dass er später jedes Mal zusammenzuckte, wenn er an mich dachte. Rache ist süß, aber Verzeihen kann genauso grausam sein.

Ich fürchtete den Tod nicht. In meiner Jugend, glaube ich, vermochte ich ihn mir nicht vorzustellen. Ich knirschte mit den Zähnen, während meine Fingernägel an den Steinen abbrachen, und ich erinnere mich, dass ich versuchte, zwischen meinen ausgestreckten Armen nach unten zu spähen, und gleichzeitig merkte, dass mein Griff sich lockerte. Knochen splitterten, aber ich war immer noch da und dachte daran, was ich ihnen antun würde, falls ich überlebte. Ich war fünfzehn Jahre alt, aber ich hatte breite Schultern, und meine Arme waren schwarz behaart. Ich wirkte männlicher als einige von denen, die doppelt so alt waren und jetzt dort standen und ihre priesterlichen Hände falteten wie Bettler. Oh, diese scheinheiligen Gesichter! Ich sehe sie heute noch vor mir.

Als ich merkte, dass ich mich nicht länger würde festhalten können, rief ich Encarius und bat ihn, das Kreuzzeichen auf meine Stirn zu machen, sodass ich das Fegefeuer schneller hinter mir lassen würde und in den Himmel käme. Er trat vor, um mir diesen kleinen Dienst zu erweisen, der mir so viel bedeutete. Ich sah, wie er sich herunterbeugte, und unsere Blicke trafen sich, obwohl er es zu vermeiden suchte. Er war der Urheber meines Unglücks, mein Ankläger, doch er schüttelte traurig den Kopf, als sei alles nur meine Schuld.

»Ich würde dir dieses Schicksal ersparen, wenn ich könnte, Dunstan«, sagte er. Er befeuchtete seinen Finger mit der Zunge und nahm damit etwas Staub auf, den er mit Spucke vermischte, ehe er meine Stirn mit seiner kalten Hand berührte.

»Du bist ein guter Mensch, Encarius«, flüsterte ich. »Würdest du mir die Beichte abnehmen?«

Er sah, wie meine Arme zitterten, doch immer noch sah er mich zweifelnd an, als ob er mir selbst jetzt nicht traute. Ich schwieg und sah ihn nur flehend an, bis er sich herabbeugte. Als er mir ganz nahe war, stieß seine Frau oder irgendeine der anderen Schlampen einen Warnschrei aus, aber es war zu spät. Ich packte sein Gewand und riss ihn mit in die Tiefe, oh, ich stürzte hinab wie Luzifer lange vor mir.

Das erste Mal brachte mein Vater mich zur alten Glastonbury, meiner geliebten Insel, zu der wir durch den Nebel gelangten. Hier hatte König Arthur sein Leben beendet, als Excalibur in die Salzmarschen der Umgebung geschleudert wurde. Mein Vater hoffte auf ein Wunder für mich, für seinen Sohn, der von Teufeln besessen oder aufgefressen wurde. Ich litt damals unter Anfällen und Krämpfen.

Manchmal denke ich, der Alte war ebenso sehr Heide wie glühender Anhänger Christi. Er trug einige merkwürdige Amulette an seinem Mantel und an seinem Kettenpanzer. Glastonbury gab es schon, lange bevor der wahre Glaube auf unserer Insel ankam. Der feuchte Boden hier ist getränkt mit Hexenwerk und Zauberkult aus Tausenden von Jahren, so sagt man. Ich bin einige Male in der Mittsommernacht hinausgegangen, fiebernd vor Aufregung, um die nackten Frauen zu s