Mo - Fr: 09:00 - 12:30 I 14:00 - 18:00, Sa: 09:00 - 12:30Tel.: 06582 / 72562
Umwege des LebensOverlay E-Book Reader

Umwege des Lebens

Roman von Jodi Picoult
Seitenanzahl:544 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2021
Verlag: C. Bertelsmann Verlag; Ballantine Books, New York 2020
ISBN:978-3-641-26243-3
€ 9,99 inkl. MwSt. EPUB sofort downloaden
Downloads sind nur für Kunden mit Rechnungsadresse in Österreich möglich!
In den Warenkorb Auf meinen Merkzettel
Kurztext / Annotation

Was wäre, wenn wir in entscheidenden Momenten des Lebens eine andere Wahl getroffen hätten?
Dawn Edelstein hatte sich einst bei Ausgrabungen in Ägypten in einen Kollegen verliebt, mit dem sie alte Grabtexte entschlüsselte. Bis ein Telefonanruf ihr Leben komplett umkrempelte. Fünfzehn Jahre später ist Dawn verheiratet, hat eine Tochter im Teenager-Alter und arbeitet in Boston als Sterbebegleiterin. Als sie einen Flugzeugabsturz überlebt, drängt sich ihr die Frage auf, ob das gute Leben, das sie hat, noch viel besser hätte sein können. Auf der Suche nach der Antwort kehrt sie nach Ägypten zu dem Mann zurück, den sie einst leidenschaftlich liebte.

»Umwege des Lebens«, der beeindruckende neue Roman von US-Bestsellerautorin Jodi Picoult, setzt sich mit den großen Fragen auseinander, die uns in der Lebensmitte beschäftigen: Was ist uns wichtig, mit wem wollen wir leben und wie sterben? Und ist es möglich - und akzeptabel, Entscheidungen zu revidieren und einen anderen Weg einzuschlagen?

»Jodi Picoult ist eine geborene Erzählerin, die niemanden unberührt lässt.« Boston Globe

Jodi Picoult, geboren 1966 in New York, studierte in Princeton und Harvard. Seit 1992 schrieb sie neunzwanzig Romane, von denen viele auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste standen. Die Autorin versteht es meisterhaft, über ernste Themen unterhaltend zu schreiben. Sie wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem renommierten New England Book Award. Jodi Picoult lebt mit ihrem Mann in Hanover, New Hampshire.

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Mehr lesen

Prolog

In meinem Kalender finden sich viele Tote.

Als der Alarm meines Telefons losgeht, angle ich es aus der Tasche meiner Cargohose. Wegen der Zeitverschiebung hätte ich daran denken sollen, die Erinnerungsfunktion auszuschalten. Ich bin noch schläfrig, aber ich klicke auf das Datum und lese die Namen: Iris Vale. Eun Ae Kim. Alan Rosenfeldt. Marlon Jensen.

Ich schließe die Augen und mache das, was ich jeden Tag in diesem Moment tue: Ich denke an sie.

Iris, die zum Vögelchen zusammengeschrumpft war, als sie starb, hatte früher mal aus Liebe zu dem Mann, der eine Bank ausraubte, einen Fluchtwagen gefahren. Eun Ae war Ärztin in Korea gewesen, hatte ihren Beruf aber in den Vereinigten Staaten nicht ausüben können. Alan hatte mir stolz die Urne gezeigt, die er für die Asche seiner sterblichen Überreste gekauft hatte, und scherzhaft gemeint: Getestet habe ich sie noch nicht. Marlon hatte in seinem Haus sämtliche Toiletten erneuert, neue Böden gelegt und die Dachrinnen gesäubert, außerdem die für seine beiden Kinder gekauften Geschenke für ihre Abschlussprüfungen versteckt. War mit seiner zwölfjährigen Tochter in den Ballsaal eines Hotels gegangen und tanzte dort Walzer mit ihr, filmte alles mit seinem Mobiltelefon, sodass es am Tag ihrer Hochzeit ein Video geben würde, das sie beim Tanzen mit ihrem Vater zeigt.

Sie waren einmal meine Klienten. Jetzt bewahre ich sie als meine Geschichten auf.

In meiner Sitzreihe schlafen alle. Ich stecke das Telefon wieder ein und klettere dann vorsichtig über die Frau zu meiner Rechten, ohne sie zu stören - Passagieryoga -, um die Toilette im hinteren Teil des Flugzeugs aufzusuchen. Dort putze ich mir die Nase und schaue in den Spiegel. In meinem Alter hält dieser Blick noch Überraschungen bereit, weil ich noch immer damit rechne, eine jüngere Frau als die zu sehen, die mir zublinzelt. Wie die Knickfalten einer vertrauten Landkarte streben fächerförmige Linien weg von meinen Augenwinkeln. Würde ich den Zopf über meiner linken Schulter lösen, könnte man bei dieser schrecklichen Neonbeleuchtung die ersten grauen Strähnen in meinen Haaren entdecken. Wie jede vernünftige Frau um die vierzig, die einen Langstreckenflug vor sich hat, trage ich bequeme Cargohosen. Ich nehme mir ein paar Papiertücher und öffne die Tür in der Absicht, an meinen Platz zurückzukehren, aber im kleinen Bordküchenbereich drängeln sich die Flugbegleiter. Sie sind in einem einzigen Stirnrunzeln vereint.

Als ich auftauche, unterbrechen sie ihre Unterredung. »Würden Sie bitte zu Ihrem Platz zurückkehren, Ma'am«, werde ich aufgefordert.

Mir fällt auf, dass ihr Job sich gar nicht so sehr von meinem unterscheidet. In einem Flugzeug ist man nicht mehr an dem Ort, von dem man aufgebrochen ist, aber auch noch nicht dort, wohin die Reise geht. Man ist dazwischen gefangen. Eine Flugbegleiterin hilft dabei, diesen Übergang angenehm zu gestalten. Als Sterbebegleiterin tue ich dasselbe, nur dass die Reise vom Leben in den Tod führt und man am Ende nicht mit zweihundert anderen Reisenden aussteigt. Man geht allein.

Ich klettere wieder über die schlafende Frau auf dem Gangplatz und schnalle mich gerade an, als die grelle Deckenbeleuchtung anspringt und Leben in die Kabine kommt.

»Meine Damen und Herren«, verkündet eine Stimme, »wir sind eben vom Kapitän darüber informiert worden, dass wir eine geplante Notlandung durchführen werden. Bitte hören Sie auf die Anweisungen der Flugbegleiter und befolgen Sie diese.«

Ich erstarre. Geplante Notlandung. Das Oxymoron setzt sich hartnäckig fest.

Eine Schockwelle erfasst die Kabine und entlädt sich geräuschvoll, aber ohne Kreischen, ohne laute Schreie. Selbst das Baby hinter mir, das während der ersten beiden Flugstunden geschrien hatte, ist still. »Wir stürzen ab«, flüstert die Frau auf dem Gangplatz. »Oh mein Gott, wir stürzen ab.«

Sie liegt besti