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Unser wildes Erbe

Wie Instinkte uns steuern und was das für unsere Zukunft bedeutet – faszinierende Einsichten für ein Leben im Einklang mit der Natur von Peter Wohlleben
Seitenanzahl:256 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2023
Verlag: Ludwig Buchverlag
ISBN:978-3-641-30793-6
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Kurztext / Annotation

Wie kann es sein, dass das vermeintlich höchstentwickelte Wesen auf diesem Planeten seinen Lebensraum selbst zerstört?

Haben wir unser Schicksal wirklich selbst in der Hand oder agieren wir nicht - wie jede andere Tierart auch - überwiegend instinktgesteuert? Augenscheinlich ja: Unfähig zu vorausschauendem, langfristigem Denken, rein an unmittelbarer Bedürfnisbefriedigung interessiert, plündert die Menschheit die Ressourcen des Planeten hemmungslos aus und steuert sehenden Auges in den eigenen Untergang.

In seinem faszinierenden neuen Buch gewährt Peter Wohlleben erstmals Einblicke in die wahre Natur des Menschen. Anhand vieler verblüffender Vergleiche zur Tier- und Pflanzenwelt zeigt er, dass wir nicht etwa die Krone der Schöpfung sind, sondern die Evolution nach wie vor auch bei uns wirkt. Nur wenn wir die menschliche Natur verstehen und ihr fortwährendes Wirken akzeptieren, können wir neue Wege einschlagen, die eine lebenswerte Zukunft ermöglichen!

  • Entdeckungsreise in den geheimnisvollen Kosmos der menschlichen Natur
  • Wie kann es sein, dass das vermeintlich höchstentwickelte Wesen auf dem Planeten seinen Lebensraum selbst zerstört?
  • Bisher hat Peter Wohlleben auf seine unnachahmliche Weise das geheime Leben der Natur erklärt. Jetzt geht er dem Geheimnis unseres häufig so unerklärlichen Verhaltens auf den Grund.


Peter Wohlleben, Jahrgang 1964, wollte schon als kleines Kind Naturschützer werden. Er studierte Forstwirtschaft und war über zwanzig Jahre lang Beamter der Landesforstverwaltung. Heute arbeitet er in der von ihm gegründeten Waldakademie in der Eifel und setzt sich weltweit für die Rückkehr der Urwälder ein. Er ist Gast in zahlreichen TV-Sendungen, hält Vorträge und Seminare und ist Autor von Büchern zu Themen rund um den Wald und den Naturschutz, die sich allein im deutschsprachigen Raum 2,5 Millionen Mal verkauft haben. Für seine emotionale und unkonventionelle Wissensvermittlung wurde Peter Wohlleben 2019 die Bayerische Naturschutzmedaille verliehen. Seine Bücher sind in über 45 Ländern erschienen.

Beschreibung für Leser

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Kapitel 2   
Die Krone der Schöpfung?

Unsere Intelligenz hat die beispielhafte Ausbreitung unserer Spezies ermöglicht, ebenso die Erschließung aller nur denkbaren Ressourcen dieses Planeten. Doch reicht diese Intelligenz jetzt, da wir am Abgrund stehen, aus, um zu bremsen und einen anderen Kurs einzuschlagen? Oder befördert uns unser Verstand nur noch schneller in die Tiefe, indem er alle Hemmnisse beseitigt, die die Natur für solche Entwicklungen vorgesehen hat? Dann wären wir in einer Sackgasse ohne Wendemöglichkeit gelandet. Doch bei genauerer Betrachtung ist das nicht der Fall. Dazu schauen wir uns zunächst einmal die Anpassung unserer Art an, also die Weiterentwicklung aufgrund einer sich verändernden Umwelt.

2.1 Evolution und Intelligenz

Der Mensch als Art unterliegt nach wie vor den Regulierungsmechanismen von Tierpopulationen. Doch könnte es nicht sein, dass wir uns mehr und mehr diesen Mechanismen entziehen? Schließlich entwickelt unsere Zivilisation immer neue Hilfsmittel, um uns gegen solche Prozesse (die individuell meist den vorzeitigen Tod bedeuten) zu wappnen.

Was bedeutet Evolution eigentlich? Manchmal wird der Begriff missverstanden als eine ständige Weiterentwicklung von Arten im Sinne einer Verbesserung, etwa ständig steigender geistiger Fähigkeiten. Dabei ist sie zunächst lediglich die allmähliche Veränderung vererbbarer Merkmale von Generation zu Generation als Reaktion auf sich verändernde Umweltbedingungen.[133] Dazu muss sich nicht unbedingt die einzelne Art selbst verändern, sondern vielleicht »nur« andere Arten, die mit ihr vergesellschaftet sind, wie etwa Bakterien (oder Haarbalgmilben), die in uns oder auf uns leben.

Doch auch in unseren Körpern zeugen zahlreiche Baustellen von archaischen Entwicklungsprozessen, die nach wie vor in vollem Gange sind. So haben wir kleine Muskeln in der Haut, die die Haare aufrichten können - und uns so eine Gänsehaut verschaffen.[134] Das ist sinnvoll für Tiere, die noch ein richtiges Fell haben, weil es dann mehr Luft speichert und besser wärmt. Bei unseren Ziegen am Forsthaus können wir den eigentlichen Nutzen beobachten, nämlich dann, wenn es um Rangkämpfe geht: Ein gesträubtes Fell lässt das Tier größer und damit bedrohlicher erscheinen.

Auch das Steißbein am Ende der Wirbelsäule zeugt davon, dass unsere Vorfahren mit einem Schwanz unterwegs gewesen sind, den wir heute nicht mehr brauchen. Weisheitszähne und Blinddarm sind weitere Belege für eine Reise, die noch lange nicht zu Ende ist. Dass Menschen in 50 000 Jahren noch genauso aussehen wie heute, ist relativ unwahrscheinlich. Die Entwicklung geht also munter weiter, auch wenn wir glauben, nicht mehr Teil der Evolution zu sein. Die Vorgänge laufen nur so langsam ab, dass wir keine Veränderung feststellen können.

Als Vergleich hilft hier das Antlitz unseres Planeten. Das Aussehen der Landmasse, die Form der Kontinente scheint unverrückbar festgeschrieben zu sein, obwohl wir alle in der Schule etwas über die Wanderung der Erdplatten, aus denen die Kruste unseres Globus besteht, gehört haben. Diese Platten, die ganze Kontinente umfassen, driften auf zähflüssigem Gestein entweder aufeinander zu (was zur Auffaltung von Gebirgen führt) oder voneinander weg (wodurch Risse entstehen, aus denen Lava hervorquillt). Nordamerika und Europa, auf unterschiedlichen Platten gelegen, entfernen sich so pro Jahr um wenige Zentimeter, das entspricht in etwa dem Wachstum Ihrer Fingernägel.[135] Ein Prozess, den außer ein paar Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern niemand bemerkt. In zehn Millionen Jahren allerdings, für erdgeschichtliche Maßstäbe nur ein kurzer Augenblick, hat sich das bereits auf 200 Kilometer summiert. Lediglich wenn es einmal hakt und die festgeklemmten Platten sich wieder losreißen, machen sich die Erschütterungen in