Auflage: | 1. Auflage |
---|---|
Seitenanzahl: | 130 Seiten |
Sprache: | Deutsch |
Veröffentlicht: | 2018 |
Verlag: | CORA Verlag |
ISBN: | 978-3-7337-5934-6 |
Kurz vor ihrer Hochzeit mit Scheich Bari erfährt Prinzessin Noor, dass ihr heißgeliebter Bräutigam von seinem Großvater zur Ehe gezwungen wurde. Wütend und in ihrer Ehre gekränkt, flieht sie Hals über Kopf in einem Flugzeug. Doch sie hat nicht mit Bari gerechnet, der ihr heimlich an Bord gefolgt ist ...
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet
1. KAPITEL
Ungeduldig schob Prinzessin Noor den Brautschleier zur Seite, blickte aus dem Cockpitfenster - und verfiel fast in Panik.
Wolken.
Eine dicke grauweiße Masse bedeckte das Festland, so weit das Auge reichte.
Aber sie hatte keine Ahnung, wie man sich ausschließlich anhand der Instrumentenanzeigen orientierte. Sie konnte nicht durch Wolken fliegen.
"Das kann doch nicht sein!", flüsterte sie. Die türkisfarbenen Wellen des Golfs von Bakarat glitzerten unter ihr noch immer im Sonnenlicht. Aber das war auch keine Lösung, denn sie hatte nicht die geringste Übung darin, auf dem Wasser zu landen.
Warum hatte sie nicht früher gemerkt, dass sich da etwas zusammenbraute? Sie hätte längst etwas unternehmen sollen, um dieser Katastrophe auszuweichen. Hatte die Demütigung, die ihr wie ein Stachel im Fleisch saß, sie so sehr abgelenkt?
Noor blinzelte, als würde sie aus einem Traum erwachen, und sah sich um.
Was tat sie hier überhaupt?
Nicht einmal ihren Schleier hatte sie abgelegt, bevor sie ins Ungewisse gestartet war - und schon gar nicht auf das Wetter geachtet. Ja, sie hatte nicht einmal ein Ziel, außer so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Hochzeit mit Scheich Bari al Khalid zu bringen.
Wieder blickte sie hinaus auf die sich immer weiter ausbreitende Wolkendecke. Ihr Herz pochte heftig. Gut möglich, dass sie nicht nur die Hochzeit mit Scheich al Khalid für immer hinter sich gelassen hatte. Wenn diese Wolke sie einholte, dann würde sie überhaupt niemanden mehr heiraten.
Es hatte begonnen - ja, wann hatte es eigentlich begonnen? Als die Familien ihrer Eltern vor etwa dreißig Jahren aus diesem herrlichen Land flohen, damals nach Ghasibs Staatsstreich, und sich für Australien entschieden? Als ihre Eltern sich als junge Exilbagestani verliebten und heirateten?
Oder hatte es erst vor wenigen Monaten begonnen, als der viele Jahre währende Kampf der königlichen Familie um den Thron endlich von Erfolg gekrönt worden und Sultan Ashraf in seinem mittlerweile legendären Triumphzug, umjubelt von Menschenmassen, zum Alten Palast gezogen war?
Ja, vielleicht war das der Anfang gewesen, denn damals war Noor Ashkanis angenehmes, vorhersehbares Schicksal so sehr durcheinandergeraten, dass es ihr vorkam, als sei sie plötzlich eine ganz andere Person geworden.
Damals hatte ihr Vater etwas verkündet, was ihre Welt völlig verändern sollte. Während sämtliche Mitglieder ihrer Familie, wie so viele andere Exilbagestani überall auf der Welt, im Fernsehen die Ereignisse verfolgt, Freudentränen vergossen und sich gegenseitig umarmt hatten, hatte ihr Vater auf das ernste, hoheitsvolle Gesicht von Sultan Ashraf al Jawadi gedeutet und gesagt: "Jetzt endlich kann es gesagt werden: Du bist nicht, was du denkst, Noor. Dieser Mann ist dein Cousin."
Cousin! Dieser Mann auf dem weißen Pferd, der bald zum Sultan von Bagestan gekrönt werden würde! Und nicht einmal ein entfernter Cousin, oh nein. Noors Mutter war die Tochter des gestürzten Sultans Hafzuddin und dessen zweiter Frau Sonia. Ihr Vater stammte aus der Familie der Schwester des alten Sultans. Sie besaßen Paläste und andere Güter, die Ghasib beschlagnahmt hatte und die jetzt wieder an sie zurückgegeben werden würden. Sie, Noor, gehörte zum Adel.
Sie war also nicht mehr Noor Ashkani, Tochter eines Exilbagestani, der sich in der Fremde eine Existenz aufgebaut hatte und ziemlich wohlhabend war. Nein, sie war Sheikha Noor Yasmin al Jawadi Durrani, Enkelin des gestürzten Sultans von Bagestan, Cousine des jetzigen Thronanwärters und verwandt mit der königlichen Familie des benachbarten Königreiches Parvan.
Wie zur Bestätigung kam bald darauf die Einladung des neuen Sultans zu den Krönungsfeierlichkeiten in Bagestan, gedruckt auf edelstem Papier von besonders schwerer Qualität und mit dem königlichen Siegel versehen, das man seit mehr als dreißig Jahren nirgendw