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Cassardim 1: Jenseits der Goldenen Brücke

Magischer Fantasy-Liebesroman ab 13 Jahren, für alle Fans von Izara-Autorin Julia Dippel von Julia Dippel
Seitenanzahl:528 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2019
Verlag: Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
ISBN:978-3-522-65412-8
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Kurztext / Annotation

Gefährlich, überraschend und fesselnd - willkommen in Cassardim! Amaia ist gerade sechzehn geworden - zum achten Mal. Warum ihre Familie so langsam altert und warum sie keinem ihrer fünf Geschwister ähnelt, möchte Amaia unbedingt herausfinden, aber ihre Eltern tun alles, um dieses Familiengeheimnis zu wahren - ständige Umzüge, strenge Regeln und Gedankenkontrolle inklusive. Amaia sieht ihre Chance gekommen, als ihre älteren Brüder eines Tages einen Gefangenen mit nach Hause bringen: den geheimnisvollen wie gefährlichen Noár, der ebenso wenig menschlich ist wie sie. Doch dann wird Amaias Familie angegriffen und plötzlich ist Noár ihre letzte Hoffnung: Er verlässt mit ihnen die Menschenwelt und bringt sie nach Cassardim, ins Reich der Toten, wo Amaia zwischen Intrigen, Armeen, lebendig gewordenen Landschaften, unwirklichen Kreaturen und mächtigen Fürstenhäusern endlich ihre Antworten findet - und ihr Herz verliert. Der neue Roman von Julia Dippel, Autorin der Izara-Bände. Nominiert für den Jugendbuchpreis 'Buxtehuder Bulle'.

Julia Dippel wurde 1984 in München geboren und arbeitet als freischaffende Regisseurin für Theater und Musiktheater. Um den Zauber des Geschichtenerzählens auch den nächsten Generationen näherzubringen, gibt sie außerdem seit über zehn Jahren Kindern und Jugendlichen Unterricht in dramatischem Gestalten. Ihre Textfassungen, Überarbeitungen und eigenen Stücke kamen bereits mehrfach zur Aufführung.

Beschreibung für Leser

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AUFZÜGE SIND NICHT SICHER

Die pulsierende grüne Linie und ihr regelmäßiges Piepen brachten mich dem Tod näher, als ich es in meinem ganzen Leben gewesen war. Ich hatte noch nie einen Menschen sterben sehen - geschweige denn erlebt, wie jemand quälend langsam seinem Ende entgegenkroch.

»Versuch wenigstens, deinen Schock zu verbergen«, murmelte Zoey. »Mir ist klar, dass ich grade weißer bin als du.«

Der Anblick meiner Freundin schockierte mich tatsächlich. Wobei das noch untertrieben war. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Dieses zerbrechliche Etwas unter den Krankenhauslaken hatte kaum noch was mit meiner Zoey gemeinsam. Dem energiegeladenen Mädchen, das jede gute Note mit ein paar Dance-Moves feierte und laut auf dem Fahrrad sang, wenn sie nach Hause fuhr - egal, ob sie jemand dabei hörte oder nicht. Zwei Jahre hatte ich meine Freundin nicht mehr gesehen. Zwei Jahre, die Zoey schwer gezeichnet hatten. Ihr strahlendes Lächeln fehlte, genau wie der temperamentvolle Glanz in ihren Augen. Auch ihr perfekter Karamell-Teint und der innig geliebte Afro waren der Chemo zum Opfer gefallen.

»Warum hast du es mir nicht früher gesagt?« Nur mit Mühe schaffte ich es, meine Stimme unter Kontrolle zu halten. Zoeys Mundwinkel hoben sich ein paar Millimeter. Es brach mir das Herz, sie so zu sehen. Wir hatten uns in einem Jazz-Tanzkurs in Zürich kennengelernt, in dem Zoey alle mit ihren temperamentvollen Bewegungen begeistern konnte. Jetzt fehlte ihr selbst die Kraft für die kleinste Geste. Als sie mich zu sich winkte, erinnerte sie mich eher an eine alte Frau als an ein junges Mädchen.

»Eine Drama-Queen zu sein macht nur Spaß, wenn man dabei blendend aussieht«, versuchte Zoey zu scherzen. Auch das war nur ein Bruchstück der Schlagfertigkeit, die sie mir früher um die Ohren gehauen hätte.

Zögerlich löste ich mich vom Türrahmen und setzte mich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. Ich griff nach Zoeys Hand und drückte sie. Das allein reichte, um die Fassade meiner Freundin ins Wanken zu bringen und ihr die Tränen in die Augen zu treiben.

»Schön, dass du gekommen bist«, hörte ich sie flüstern.

»Ist doch selbstverständlich!«

Nachdem Zoey mir endlich gestanden hatte, was mit ihr los war und warum sie nur noch sporadisch auf meine Nachrichten antwortete, hatte ich alles stehen und liegen gelassen, um mir sofort ein Zugticket nach Genf zu kaufen. Dort gab es wohl eine Spezialklinik für Leukämie-Patienten und wie es der Zufall so wollte, lebten wir zurzeit nur drei Zugstunden entfernt. Die verbliebenen Tage bis zum Wochenende waren eine Tortur gewesen. Wenigstens konnte ich mir so noch ein ausführliches Alibi zurechtlegen, warum ich den ganzen Samstag unterwegs sein würde.

»Wissen deine Eltern, dass du hier bist?«, erkundigte sich Zoey, als hätte sie meine Gedanken gelesen.

Ich antwortete mit einem vielsagenden Schnauben. Sie hätten mich niemals gehen lassen. Wahrscheinlich bekäme ich für die nächsten zwanzig Jahre Hausarrest, wenn sie erfahren würden, dass ich Kontakt zu einem meiner alten 'Leben' hielt.

Das war gegen die Regeln und in all den Jahrzehnten hatte ich sie nur für Zoey gebrochen. Die einzige Freundin, die sich nicht daran gestört hatte, wie verkorkst, verschlossen und abweisend ich zu ihr gewesen war.

»Dad ist gerade etwas empfindlich, weil wir wieder umziehen mussten«, erklärte ich. Das entsprach der Wahrheit. »Solange sie hinter uns her sind, bleibt uns nichts anderes übrig.« Wieder die Wahrheit - zumindest ein Teil davon. Irgendwas hatte ich Zoey ja schließlich erzählen müssen, als wir damals von einem Tag auf den anderen weggegangen waren. Eine hübsch ausgeschmückte Geschichte über unsere Familie im Zeugenschutzprogramm schien mir am glaubwürdigsten - mit dem großartigen Nebeneffekt, dass Zoey niemandem verraten würde, was aus uns geworden war.

»Schät