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Piniensommer

Roman von Stefanie Gerstenberger
Seitenanzahl:448 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2017
Verlag: Diana Verlag
ISBN:978-3-641-17884-0
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Kurztext / Annotation

Eine sizilianische Liebe voller Sehnsucht und Schmerz
Stella und Nicola fühlen sich seit Kindertagen zueinander hingezogen. Obwohl ihre Familien alles daran setzten, ihre Liebe zu zerstören, ist diese über die Jahre nur noch stärker geworden. Während Stella unbedingt Architektin werden möchte, ist Nicola leidenschaftlicher Apnoetaucher. Tag für Tag steigt er in die gefährlichen Meerestiefen vor der sizilianischen Küste hinab und genießt die Musik der Stille. Die beiden Liebenden träumen von einem selbstbestimmten Leben. Doch dann schlägt das Schicksal völlig unerwartet zu ...

Stefanie Gerstenberger, 1965 in Osnabrück geboren, studierte Deutsch und Sport. Sie wechselte ins Hotelfach, lebte und arbeitete u. a. auf Elba und Sizilien. Nach einigen Jahren als Requisiteurin für Film und Fernsehen begann sie selbst zu schreiben. Ihr erster Roman «Das Limonenhaus» wurde von der Presse hoch gelobt und auf Anhieb ein Bestseller, gefolgt von »Magdalenas Garten«, »Oleanderregen«, »Orangenmond«, »Das Sternenboot« und »Piniensommer«. Die Autorin wurde mit dem DELIA-Literaturpreis ausgezeichnet und lebt mit ihrer Familie in Köln.

Beschreibung für Leser

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2. Kapitel

Zeit. Nie hatte er genug Zeit. Irgendwann war der letzte Sauerstoff verbraucht, sein Blut floss langsamer und schien in den Adern zu stocken, die Lunge wehrte sich und wollte unbedingt einen Atemzug machen, egal wie, ob mit Wasser oder Luft, und er musste wieder aufsteigen. Aber noch nicht. Jetzt noch nicht!

Simone und Beppe, die reichen Brüder aus Bellaforte, waren letzten Sommer mit Sauerstoffflaschen und neuer Ausrüstung an den Strand nach Marinea gekommen. Sie hatten Brillen, Schnorchel und Flossen dabei und natürlich schwarze Taucheranzüge, aus diesem leichten, schnell trocknenden Material. Eine halbe Stunde waren sie unten geblieben. Neben der roten Warnboje, die sie mit sich zogen, waren alle paar Sekunden Luftblasen an der Wasseroberfläche zerplatzt. Nicola hatte es auch probieren dürfen. Der Anzug schmiegte sich wie eine zweite, warme Haut an seinen Körper. Das war toll. Warum er nicht mit Sauerstoff tauche, hatten ihn die Freunde gefragt.

Er hatte darüber nachgedacht. Atmen unter Wasser? Was für ein seltsames Gefühl, die eigenen Atemzüge in den Ohren zu hören. Zu laut, fast schon bedrohlich, und einfach falsch. Die Stille war verloren, die herrliche Stille, die sich um ihn herum, aber auch in ihm ausbreitete, ohne die er nicht leben konnte. Wie war es möglich, ein Fisch unter Fischen zu werden, wenn man mit diesem Getöse und den dauernden Luftblasen durch das Wasser lärmte?

Nein. Er hatte sich zwar einen Taucheranzug gekauft, doch die Sauerstoffflaschen verschmähte er weiterhin. Ich bleibe hier unten ohne Luft, dachte Nicola und schaute dem schillernden Butterfisch hinterher, der dicht am Boden an ihm vorbeischwamm. Dir droht keine Gefahr, du Schöner. Diesmal hatte er die Harpune und den gancio - den langen Stab mit der gebogenen Spitze, mit dem man die Fische zwischen den Felsen aufscheuchen und manchmal sogar auch aufspießen konnte - oben im Boot gelassen, in dem schon drei Zackenbarsche lagen. Er mochte eigentlich auch gar nicht mehr jagen, das machte er nur auf den Turnieren, wenn er Geld brauchte oder wenn seine Mutter Flora ihn um einen Fisch für das Mittagessen bat.

Er sparte für eine Unterwasserkamera. Damit würde er diese verborgene Welt allen, die keine Ahnung von dem hatten, was sich hier unten tat, wenigstens auf Fotos zeigen können.

Jetzt war es aber wirklich an der Zeit. Ein Blick auf die Uhr: keine vier Minuten. Mist. Er hatte keine Kondition mehr! Im Spätherbst hatte er es locker auf vier Minuten fünfzig gebracht. Er sah nach oben zum Boot, das sich dunkel wie der Abdruck eines gigantischen Bügeleisens am Wasserhimmel abzeichnete. Plötzlich verzerrte sich das Bügeleisen, und sein Kopf fühlte sich an wie kurz vor dem Einschlafen. Er musste hoch, in der nächsten Sekunde musste er einfach atmen, sonst würde etwas Schlimmes passieren. Nico stieß sich heftig vom Grund ab, dabei öffnete er mit einer Hand seinen Bleigürtel, der an ihm herabglitt und Richtung Meeresboden trudelte. Nach einer endlosen Sekunde durchbrach er die Oberfläche, seine Lunge ächzte. Endlich Luft! Die rettende Luft! Und der Himmel! Die Sonne!

»Nicola!!«

Was hatte sie denn? Sie schrie ja wie seine Mutter, als er damals schwimmen lernte und der Fischer Giacomo ihn nicht ordentlich festgehalten hatte. Er versuchte, seinen keuchenden Atem und seine gequälten Lungen zu beruhigen, holte bewusst tief Luft und ließ sich auf dem Rücken treiben. Sein Körper nahm den vermissten Sauerstoff gierig auf und schickte ihn in die feinsten Verästelungen der Blutgefäße. Seine Ohren waren halb unter Wasser, doch er hörte Stella trotzdem auf ihn herabschimpfen: »Mach das nicht noch einmal! Solltest du je wieder auf die Idee kommen, alleine zu tauchen, dann bin ich weg! Es ist mir dann schnurzegal, ob du jemals wieder hochkommst! Merk dir das!«

Stefanie Gerstenberger, 1965 in Osnabrück geboren, studierte Deutsch und Sport, bis sie erkannte, dass sie keine Lehrerin werden wollte. Nach einem Wechsel in das Hotelfach lebte und arbeitete sie auf Elba und Sizilien, in der Karibik und in San Francisco. Die Reiserei fand 1993 in Köln ein Ende, wo sie als Requisiteurin Polizeiserien, Krimis und Liebesfilme ausstattete und dabei den Schauspieler Thomas Balou Martin kennenlernte, mit dem sie heute verheiratet ist und zwei Kinder hat.