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Wer Lügen sät

Thriller von Robert Wilson
Seitenanzahl:448 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2017
Verlag: Goldmann
ISBN:978-3-641-17936-6
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Kurztext / Annotation

Iago Melo ist kein Mann, dem man sich widersetzt. Der brasilianische Multimillionär weiß, was er will und wie er es bekommt. Ohne jeden Skrupel. Als seine Tochter Sabrina entführt wird, engagiert er zwar einen Unterhändler, spielt aber sein eigenes gefährliches Spiel. Denn ein Iago Melo darf keine Schwäche zeigen. Zum Glück hat er dabei die Rechnung ohne Charles Boxer gemacht, den angeheuerten Spezialisten aus Europa. Der tut alles, um Sabrina freizubekommen. Was er nicht ahnt, ist, dass er sich dabei tief in ein dicht gesponnenes Netz aus Politik und Rache verstrickt. Und dass am Ende auch seine eigene schmerzliche Geschichte eine wichtige Rolle spielen wird ...

Robert Wilson, 1957 in England geboren, lebt abwechselnd in England, Spanien und Portugal. Spätestens seit dem Roman »Tod in Lissabon«, für den er den Gold Dagger Award und den Deutschen Krimi-Preis erhielt, wird er als »einer der besten Thrillerautoren der Welt« (The New York Times) gefeiert.

Beschreibung für Leser

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KAPITEL EINS

24. April 2014, 13.25 Uhr

Auf der Straße von der Universität São Paulo nach Jardim Rizzo, Brasilien

Sabrina Melo war auf ihrer Vespa im Sonnenschein zwischen zwei Schauern auf dem Heimweg zu ihrem Apartment in Jardim Rizzo und genoss die neue Freiheit von der sicherheitsfixierten Welt ihres reichen Vaters. Von dem Motorroller wusste er nichts. Sonst hätte es Riesenärger gegeben.

Fröhlich fuhr sie Schlangenlinien unter den tropfenden Bäumen, die die Straße zu ihrem neuen Zuhause säumten. Sie hatte sich immer eine Vespa gewünscht, seit sie als kleines Mädchen mit ihrer Mutter den Film Ein Herz und eine Krone gesehen hatte, in dem Audrey Hepburn und Gregory Peck auf einem solchen Motorroller Fußgänger erschreckten und auf der Flucht vor Polizisten durch Straßenmärkte und Cafés und vorbei an der Spanischen Treppe sausten.

Wegen des Regens musste sie auf einen Teil von Hepburns modischen Freiheiten verzichten und ein durchsichtiges Plastikcape sowie einen himmelblauen Helm tragen. Deshalb bemerkte sie auch den Chevrolet Corsa Sedan nicht, der ihr langsam folgte.

Plötzlich rannte vor ihr ein Mädchen, das sie aus ihrem Philosophieseminar kannte, zwischen den Bäumen auf die Straße, winkte und gestikulierte. Sabrina bremste, und das Hinterrad rutschte leicht weg. Sie stellte einen Fuß auf den Boden.

»Was ist los, Larissa?«, fragte sie.

»Meine Freundin Marta«, sagte Larissa, vergrub das Gesicht in den Händen und zeigte ins Gebüsch. »Sie haben sie da reingezerrt. Sie verprügeln sie. Ich glaube, sie wollen sie vergewaltigen. Sie haben mir die Handtasche weggenommen. Kannst du die Polizei anrufen?«

Sabrinas erster Gedanke war, dass Larissa keine gute Schauspielerin war.

Ihr zweiter Gedanke: Wenn sie ihre Freundin und ihre Handtasche hatten, warum hatten sie dann nicht auch Larissa ins Gebüsch gezerrt?

Für einen dritten Gedanken blieb ihr keine Zeit mehr, weil zwei Männer aus dem Wagen gestiegen waren und sie von hinten packten. Larissa riss die Vespa unter ihr weg. Der Wagen rollte an ihnen vorbei, und der Kofferraum klappte auf. Einer der Männer drückte Sabrinas Arme an ihren Körper, zog ihr die Beine weg und warf sie so hart in den Kofferraum, dass ihr die Luft wegblieb. Sie zogen ihr das Cape aus, zerrten die Umhängetasche von ihrer Schulter, fesselten ihr die Hände mit Handschellen hinter dem Rücken und die Knöchel an eine Seite des Kofferraums. Dann zogen sie ihr den Helm vom Kopf, verschlossen ihren Mund mit Klebeband, drückten den Helm wieder auf ihren Kopf und klappten das Visier zu. Sie sah nur weiße, gefletschte Zähne in einem verzerrten Gesicht, kräftige Schultern und dahinter den weiten blauen Himmel, bis sich die Klappe des Kofferraums dazwischenschob und sie in stickiger Dunkelheit zurückließ.

Der Wagen fuhr an, wendete mit blockierenden Reifen und raste zurück Richtung Hauptstraße.

Der Adrenalinschub, der in Sabrinas Adern pulsierte, ließ ihre Arme kalt werden. Die Innenseite ihrer Schenkel brannte, weil sie sich vor Angst in die Hose gemacht hatte. Man hatte sie so gefesselt, dass sie nicht einmal gegen die Kofferraumklappe schlagen oder treten konnte. In der Hitze und unter dem Helm mit heruntergeklapptem Visier wurde der Sauerstoff knapp, und sie musste sich mit aller Kraft zusammenreißen, um nicht zu hyperventilieren. Mit geschlossenen Augen konzentrierte sie sich auf ihre Atmung.

Von den unvorhersehbaren Bewegungen des Wagens, der im dichten Verkehr immer wieder bremste und hin und her schaukelte, wurde ihr schlecht. Schweiß sammelte sich um ihre Augen. Sie blinzelte dagegen an und blickte der Realität ins Auge - sie war entführt worden. Sie sah ihren Vater an seinem Schreibtisch sitzen und von seiner größten Angst erzählen und erinnerte sich an ihre blasierte Antwort: »Am besten taucht man in der Masse unter, papai, und ragt nicht