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Vernichtung

Roman von David Lagercrantz
Seitenanzahl:432 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2019
Verlag: Heyne Verlag; Norstedts Förlagsgrupp AB
ISBN:978-3-641-20027-5
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Kurztext / Annotation

Ich werde die Jägerin sein und nicht die Gejagte
Ein Obdachloser wird tot auf dem Stockholmer Mariatorget gefunden. In seiner Jackentasche findet sich die Telefonnummer von Mikael Blomkvist. Als eine DNA-Analyse ergibt, dass der Obdachlose ein sogenanntes Super-Gen besaß, das nur in einer bestimmten Ethnie in Nepal vorkommt, wird Blomkvist hellhörig und nimmt die Recherche auf. Lisbeth Salander hält sich unterdessen in Moskau auf, wo sie einen Anschlag auf ihre verhasste Schwester Camilla plant. Blomkvist bittet Salander um Unterstützung, und sie findet heraus, dass der Obdachlose ein Sherpa war, der an einer dramatischen Mount-Everest-Expedition mit tödlichem Ausgang teilgenommen hatte. Blomkvist kontaktiert einen der Überlebenden der Expedition und verschwindet plötzlich spurlos. Salander macht sich sofort auf die Suche nach ihm. Sie spürt, dass Blomkvist in großer Gefahr schwebt.

David Lagercrantz, 1962 geboren, debütierte als Autor mit dem internationalen Bestseller »Allein auf dem Everest«. Seitdem hat er zahlreiche Romane und Sachbücher veröffentlicht. 2013 wurde er vom Originalverlag und Stieg Larssons Familie ausgewählt, die Millennium-Trilogie fortzusetzen. 2021 hat er eine neue Reihe mit einem genialen Ermittler-Duo begonnen: Rekke und Vargas. Die Krimis waren in Schweden Nr.1-Bestseller. David Lagercrantz lebt in Stockholm.

Beschreibung für Leser

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KAPITEL 1

15. August

Die Schriftstellerin Ingela Dufva wagte sich zuerst an den Baum heran. Sie war es auch, die erkannte, dass der Mann tot war. Da war es halb zwölf am Vormittag. Es roch widerwärtig und surrte von Fliegen und Mücken, und Ingela Dufva war nicht ganz ehrlich, als sie später behauptete, die Gestalt habe etwas Ergreifendes an sich gehabt.

Der Mann hatte erbrochen und schweren Durchfall gehabt, und Ingela Dufva war weniger von Ehrfurcht erfüllt gewesen denn von Unbehagen und der Angst vor dem eigenen Tod. Auch für die Polizisten, Sandra Lindevall und Samir Eman, die fünfzehn Minuten später eintrafen, kam der Einsatz nichts weiter als einer Strafarbeit gleich.

Sie fotografierten den Mann und suchten die Umgebung ab, allerdings nicht bis zum Abhang unterhalb des Zinkens väg, wo die Halbliterflasche lag, auf deren Flaschenboden eine dünne, kiesähnliche Schicht klebte, und obwohl keiner von beiden fand, dass es »unbedingt nach einem Verbrechen roch«, untersuchten sie trotzdem sorgfältig Kopf und Brustkorb. Es gab keine Spuren von Gewalt und auch keine anderen Hinweise auf mögliche Todesursachen, abgesehen von dem dicken Sabber, der aus seinem Mund geronnen war, und nachdem sie die Frage mit ihrem Vorgesetzten geklärt hatten, beschlossen sie, den Ort nicht abzusperren.

Während sie darauf warteten, dass die Ambulanz käme und die Leiche wegbrächte, gingen sie die Taschen der unförmigen Daunenjacke durch. Sie fanden Unmengen durchsichtigen Wachspapiers von Würstchenbuden, ein paar Münzen und einen Zwanzigkronenschein, dazu eine Quittung aus einem Geschäft für Bürobedarf an der Hornsgatan, allerdings keinen Pass oder sonstige Papiere.

Trotzdem waren sie sich sicher, der Mann dürfte leicht zu identifizieren sein. Schließlich mangelte es nicht an auffälligen Kennzeichen. Nur war dies - wie so vieles andere - eine Fehleinschätzung: Im Rechtsmedizinischen Institut in Solna, wo die Leiche obduziert wurde, nahm man Röntgenbilder von den Zähnen; weder diese noch die Fingerabdrücke erzielten Treffer in der Datenbank, und nachdem man eine Reihe Proben ans NFZ, das Nationale Forensische Zentrum, geschickt hatte, überprüfte die Rechtsmedizinerin Fredrika Nyman - obwohl es mitnichten zu ihren Aufgaben gehörte - ein paar Telefonnummern, die auf einem zusammengeknüllten Zettel aus der Hosentasche des Mannes standen.

Eine der Nummern war die von Mikael Blomkvist von der Zeitschrift Millennium, und zunächst dachte sie stundenlang nicht mehr darüber nach. Am Abend jedoch, nachdem sie wieder einmal einen entnervenden Streit mit einer ihrer Teenagertöchter gehabt hatte, fiel ihr wieder ein, dass sie allein im letzten Jahr drei Leichen obduziert hatte, die namenlos hatten begraben werden müssen, was ihr einen Fluch darüber und über das Leben im Allgemeinen entlockte.

Sie war neunundvierzig Jahre alt und alleinstehend mit zwei Kindern, litt an Rückenschmerzen und Schlaflosigkeit und einem Gefühl allgemeiner Sinnlosigkeit, und ohne richtig zu wissen, warum, rief sie Mikael Blomkvist an.

Das Telefon brummte. Eine unbekannte Nummer. Mikael ignorierte es. Er hatte soeben seine Wohnung verlassen und war auf der Hornsgatan in Richtung Slussen und Gamla stan unterwegs, ohne recht zu wissen, wohin er gehen wollte. Er trug eine graue Leinenhose und ein ungebügeltes Jeanshemd und wanderte eine Weile kreuz und quer durch die Gassen, bis er sich schließlich in der Altstadt in einem Straßenlokal an der Österlånggatan niederließ und sich ein Guinness bestellte.

Es war halb sieben Uhr abends, trotzdem war es noch warm, und von Skeppsholmen wehten Lachen und Applaus herauf. Mikael sah zum blauen Himmel empor, genoss die sanfte Brise und versuchte sich einzureden, dass das Leben vielleicht doch nicht ganz so beknackt war. Es gelang ihm nicht sonderlich gut, da halfen weder ein Bier noch zwei, und am Ende murmelte