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Die Moortochter

Psychothriller von Karen Dionne
Seitenanzahl:384 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2017
Verlag: Goldmann Verlag; G.P. Putnam’s Sons, Juni 2017
ISBN:978-3-641-20846-2
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Kurztext / Annotation

Helena Pelletier lebt in Michigan auf der einsamen Upper Peninsula. Sie ist eine ausgezeichnete Fährtenleserin und Jägerin - Fähigkeiten, die sie als Kind von ihrem Vater gelernt hat, als sie in einer Blockhütte mitten im Moor lebten. Für Helena war ihr Vater immer ein Held - bis sie vor fünfzehn Jahren erfahren musste, dass er in Wahrheit ein gefährlicher Psychopath ist, der ihre Mutter entführt hatte. Helena hatte daraufhin für seine Festnahme gesorgt, und seit Jahren sitzt er nun im Hochsicherheitsgefängnis. Doch als Helena eines Tages in den Nachrichten hört, dass ein Gefangener von dort entkommen ist, weiß sie sofort, dass es ihr Vater ist und dass er sich im Moor versteckt. Nur Helena hat die Fähigkeiten, ihn aufzuspüren. Es wird eine brutale Jagd, denn er hat noch eine Rechnung mit ihr offen ...

Karen Dionne hat in jungen Jahren mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter ein alternatives Leben in einer Hütte auf der Upper Peninsula geführt. Ihre Erfahrungen in der Wildnis von Michigan inspirierten sie zu ihrem Psychothriller-Debüt und großen Bestseller »Die Moortochter«, dem mit »Die Rabentochter« wieder ein packender Psychothriller folgt. Heute lebt Karen Dionne mit ihrem Mann in einem Vorort von Detroit, wo sie an weiteren Spannungsromanen schreibt. »Die Mohrtochter« wurde mit Daisy Ridley und Ben Mendelsohn in den Hauptrollen unter dem Titel »Das Erwachen der Jägerin« erfolgreich verfilmt.

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

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2

Der Schotter spritzt unter den Reifen weg, als ich wieder anfahre. Angesichts der Geschehnisse dreißig Meilen weiter südlich bezweifle ich, dass auf diesem Abschnitt des Highways irgendwelche Polizeistreifen unterwegs sind, und selbst wenn es so wäre - die Gefahr, wegen Geschwindigkeitsüberschreitung angehalten zu werden, ist im Moment meine geringste Sorge. Ich muss so schnell wie möglich nach Hause, ich muss meine beiden Töchter im Auge haben, muss wissen, dass sie bei mir und in Sicherheit sind. Laut der Warnmeldung müsste mein Vater sich von meinem Haus weg in Richtung des Wildreservats bewegen. Aber ich weiß, dass er das nicht tut. Der Jacob Holbrook, den ich kenne, würde nie etwas so Naheliegendes tun. Ich wette jede beliebige Summe, dass der Suchtrupp nach ein paar Meilen seine Spur verlieren wird, wenn er sie nicht schon verloren hat. Mein Vater bewegt sich im Moor wie ein Geist, wie ein schamanischer Spiritwalker. Wenn der Suchtrupp eine Fährte von ihm findet, dann nur, weil mein Vater will, dass sie ihr folgen. Wenn er will, dass sie ihn im Wildreservat vermuten, dann werden sie ihn im Moor nicht finden.

Ich umklammere das Lenkrad. Vor meinem inneren Auge sehe ich meinen Vater zwischen den Bäumen lauern, als Iris aus dem Bus aussteigt und unsere Zufahrt hinaufgeht, und ich gebe noch mehr Gas. Ich sehe ihn aus seinem Versteck springen und sie schnappen, in dem Moment, als der Bus wieder losfährt, so wie er immer aus dem Gebüsch platzte, um mich zu erschrecken, wenn ich aus dem Häuschen kam. Doch meine Angst um Iris ist nicht begründet. Laut der Warnmeldung ist mein Vater zwischen vier und Viertel nach vier entflohen, und jetzt ist es Viertel vor fünf - er kann unmöglich in einer halben Stunde dreißig Meilen zu Fuß zurückgelegt haben. Doch das macht meine Angst nicht weniger real.

Mein Vater und ich haben seit fünfzehn Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Höchstwahrscheinlich weiß er nicht, dass ich meinen Nachnamen geändert habe, als ich achtzehn wurde, weil ich es gründlich satt hatte, nur für die Umstände bekannt zu sein, unter denen ich aufgewachsen war. Und er weiß wohl auch nicht, dass seine Eltern, als sie vor acht Jahren starben, mir dieses Anwesen vermacht haben. Oder dass ich den Großteil des Erbes darauf verwendet habe, das Haus, in dem er aufgewachsen ist, abreißen zu lassen und stattdessen das Doppel-Mobilheim daraufzustellen. Oder dass ich jetzt mit meinem Mann und zwei kleinen Töchtern hier wohne. Mit den Enkelinnen meines Vaters.

Aber vielleicht weiß er es doch. Nach dem heutigen Tag ist alles möglich. Denn heute ist mein Vater aus dem Gefängnis entkommen.

Ich bin eine Minute zu spät. Ganz bestimmt nicht mehr als zwei. Mit der immer noch kreischenden Mari hänge ich hinter Iris' Schulbus fest. Mari hat sich derart in ihren Schreianfall hineingesteigert, dass sie wahrscheinlich längst vergessen hat, was der Auslöser war. Ich kann den Bus nicht überholen, um in unsere Auffahrt einzubiegen, weil er das Stoppschild ausgeklappt hat und die roten Lichter blinken. Da ist es egal, dass außer meinem weit und breit kein Auto zu sehen ist und dass es meine Tochter ist, die der Fahrer hier absetzt. Als ob ich aus Versehen mein eigenes Kind überfahren könnte.

Iris steigt aus dem Bus. Die Art, wie sie den Kopf hängen lässt, als sie sich unsere leere Auffahrt hinaufschleppt, verrät mir, dass sie glaubt, ich hätte wieder einmal vergessen, rechtzeitig für sie zurück zu sein. »Schau mal, Mari.« Ich zeige es ihr. »Da ist unser Haus. Und da ist Sissy. Schsch. Wir sind fast da.«

Mari folgt der Richtung, in die mein Finger weist, und als sie ihre Schwester erblickt, ist sie schlagartig still. Sie hickst, dann lächelt sie. »Iris!« Nicht »I-I« oder »Isis« oder »Sissy«, oder auch nur »I-wis«, sondern »Iris« - ganz klar und deutlich. Das soll noch einer verstehen.

Endlich findet der Fahrer, dass Iris weit genug von der Straße weg ist. Er schaltet die Wa