Mo - Fr: 09:00 - 12:30 I 14:00 - 18:00, Sa: 09:00 - 12:30Tel.: 06582 / 72562
Wie man in Berlin so lebtOverlay E-Book Reader

Wie man in Berlin so lebt

Beobachtungen und Betrachtungen aus der Hauptstadt von Theodor Fontane
Auflage:1. Auflage
Seitenanzahl:268 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2018
Verlag: Aufbau Digital
ISBN:978-3-8412-1643-4
€ 7,99 inkl. MwSt. EPUB sofort downloaden
Downloads sind nur für Kunden mit Rechnungsadresse in Österreich möglich!
In den Warenkorb Auf meinen Merkzettel
Kurztext / Annotation

Fontanes begehrtes Berlin-Bummel-Buch. Gotthard Erler, exzellenter Kenner des Fontaneschen Werks, hat die schönsten und verblüffendsten Äußerungen zu einem vergnüglichen Stadtreise-Buch zusammengestellt. Jeder Alteingesessene wird an ihm seine helle Freude haben, und den Neu-Berlinern hilft es, hinter die Reize wie Tücken der Metropole zu kommen. Ob man Berlin liebt oder haßt, den charmant-witzigen Äußerungen Fontanes über die Haupt- und werdende Weltstadt kann man sich einfach nicht entziehen. 'Je berlinischer man ist, je mehr schimpft man oder spöttelt man auf Berlin.' Doch wußte er um den Vorzug der großen Stadt und hätte an keinem anderen Ort der Welt leben und schreiben können. Seinem Freund und Kollegen Paul Heyse bekannte er: 'Es ist mir Bedürfnis geworden, ein solches Schwungrad in nächster Nähe sausen zu hören, auf die Gefahr hin, daß es gelegentlich zu dem bekannten Mühlrad wird.' 'Voller Feuer und Herzblut eines wachen Zeitzeugen, der mehr als sechzig Jahre in der 'Beamtendrillmaschine' Berlin lebte.' Der Tagesspiegel. ''Schnoperte etwas Lindenluft' und sammelte Eindrücke.' Neues Deutschland

Theodor Fontane wurde am 30. Dezember 1819 im märkischen Neuruppin geboren. Nach vierjähriger Lehre arbeitete er in verschiedenen Städten als Apothekergehilfe und erwarb 1847 die Zulassung als »Apotheker erster Klasse«. 1849 gab er den Beruf auf, etablierte sich als Journalist und freier Schriftsteller und heiratete 1850 Emilie Rouanet-Kummer. 1855 bis Anfang 1858 hielt er sich in London auf, u. a. als »Presseagent« des preußischen Gesandten. Zwischen 1862 und 1882 kamen die »Wanderungen durch die Mark Brandenburg« heraus. Neben seiner umfangreichen Tätigkeit als Kriegsberichterstatter und Reiseschriftsteller war Fontane zwei Jahrzehnte Theaterkritiker der »Vossischen Zeitung«. In seinem 60. Lebensjahr trat er als Romancier an die Öffentlichkeit. Dem ersten Roman »Vor dem Sturm« (1878) folgten in kurzen Abständen seine berühmt gewordenen Romane und Erzählungen sowie die beiden Erinnerungsbücher »Meine Kinderjahre« und »Von Zwanzig bis Dreißig«. Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin.

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Mehr lesen

Fontane und Berlin
Geschichte einer Haßliebe
Von Gotthard Erler

Theodor Fontane, der gebürtige Neuruppiner, hat etwa sechs Jahrzehnte in Berlin gelebt, die Entwicklung der Stadt von 1833 bis 1898 mit wachsender Intensität beobachtet und in Widerspruch und Liebe reflektiert. Sein Leben gestaltete sich im Kontext der gewaltigen sozialen, politischen und technisch-topographischen Veränderungen, die den Aufstieg der preußischen Residenz zur deutschen Hauptstadt begleiteten, und sein literarisches Werk ist in der steten Auseinandersetzung mit ebendiesem Berlin und der umliegenden Mark Brandenburg entstanden.

Von der Residenz zur Metropole

Als der Dreizehnjährige 1833 nach Berlin kam, fuhr in keinem der zahlreichen deutschen Staaten eine Eisenbahn; als er 1898 starb, verfügte das Deutsche Reich über ein Streckennetz von 50 000 Kilometern, hatte der »Hafermotor« (wie man den Droschkengaul nannte) in den ersten »Benzinkutschen« eine lautstarke Konkurrenz erhalten, und Otto Lilienthal hatte die Versuche mit seinen Flugapparaten bereits mit dem Leben bezahlt. Als der Apothekerlehrling Fontane im Dezember 1839 im »Berliner Figaro« seine erste Novelle, »Geschwisterliebe«, veröffentlichte, sammelten die Kinder noch Brennholz im Tiergarten, dem man »ohnehin aus Sommer- und Herbsttagen her für Champignons und Steinpilze verpflichtet war«. Als er seinen letzten Roman, den »Stechlin«, konzipierte, wohnte er, nahe diesem Tiergarten, »im belebtesten Teil der Potsdamer Straße und schrieb« (nach dem Zeugnis eines Besuchers) »bei geöffnetem Fenster unter ohrenbetäubendem Straßenlärm«. Als die Fontanes 1859 aus England zurückkehrten, bezog die Familie in der Potsdamer Straße 33 eine ganz und gar noch ländlich gelegene »Sommerwohnung«, sog, wie der Hausherr bemerkte, »die echte Berliner Gartenluft (Blumen vorne und Müllkute hinten) in vollen Zügen ein« und fand die sarkastische Aussage von Professor Magnus bestätigt, »daß der gute Gesundheitszustand der Berliner in der schamlosen Unbedecktheit ihrer Rinnsteine wurzele«. Als man im September 1898 seine sterbliche Hülle die berühmten 75 Stufen im Hause Potsdamer Straße 134 c hinuntertrug, war diese Straße längst an die Kanalisation angeschlossen, und die alte Pferdebahn, die seit 1879 durch die Potsdamer nach Schöneberg führte, hatte einer elektrischen Straßenbahn Platz gemacht.

Als Fontane 1833 in die Friedrichswerdersche Gewerbeschule von Karl Friedrich Klöden aufgenommen wurde, bestand Deutschland aus drei Dutzend selbständigen Fürstentümern und vier Freien Reichsstädten; Fontanes vier Kinder wuchsen im Deutschen Kaiserreich auf, das Bismarck 1871 mit »Blut und Eisen« geschaffen hatte. In der Vormärzzeit übersetzte Fontane Verse englischer Arbeiterdichter und schrieb ein Buch über einen ihrer prominenten Vertreter; folgerichtig bat er 1848 seinen Freund Lepel um einen leibhaftigen »Muskedonner«, weil die Konterrevolution »Taten oder doch Wort und Tat« erheische. Als er Ende der neunziger Jahre auf seine Erlebnisse »Von Zwanzig bis Dreißig« zurückblickte, war von dem Radikaldemokraten Theodor Fontane auf den Berliner Barrikaden freilich nicht mehr die Rede. 1860, als er, von Berlin aus, seine Wanderungen durch die Mark Brandenburg begann, postulierte er: »Wer den Adel abschaffen wollte, schaffte den letzten Rest von Poesie aus der Welt.« Aber vierzig Jahre später wird er im »Stechlin« (und zwar bei einem Ausflug zum Eierhäuschen im Treptower Park) die Frage erörtern lassen: »ob sich der vierte Stand etabliert und stabiliert ..., darauf läuft doch in ihrem vernünftigen Kern die ganze Sache hinaus«. 1851 hatte er das Festgedicht auf die Enthüllung von Rauchs Friedrich-Denkmal Unter den Linden verfaßt, 1871 läßt er diesen erzenen König den siegreich aus Frankreich heimkehrenden Truppen suggestiv zuraunen: »Nun, Messieurs, ist es genug«, und 1898 wird ihm bei den chauvinistischen Reden Wilhelms II. »himmelangst«.