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Wächter und Wölfe - Das Erwachen der Roten Götter

Roman von Anna Stephens
Seitenanzahl:480 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2019
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag; HarperVoyager, New York 2018
ISBN:978-3-641-20917-9
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Kurztext / Annotation

In der Fremde fand sie Freiheit, doch das Gefühl ist trügerisch ...
Alles begann mit ihrer Flucht. Rillirin war eine Sklavin und den Launen ihres Besitzers hilflos ausgeliefert gewesen. In ihrer neuen Heimat sollte alles besser werden. Aber dann brach der Krieg aus, und der brachte schon immer das Beste und das Schlimmste in den Menschen zum Vorschein. Nun muss Rillirin über sich hinauswachsen, wenn sie nicht erneut zum Spielball derjenigen werden will, die vermeintlich stärker sind als sie. Doch ausgerechnet der Mann, der sie als Erster unterstützen sollte, ist der schlimmste von allen - ihr eigener Bruder.

Die »Wächter und Wölfe«-Trilogie:
Band 1: Das Ende des Friedens
Band 2: Das Erwachen der Roten Götter
Band 3: Die Auferstehung der Dunklen Dame

Anna Stephens hat einen Abschluss in Literaturwissenschaft der Open University und arbeitet heute in der PR-Abteilung einer großen internationalen Kanzlei. Sie hat einen schwarzen Gürtel in Karate, und ihrer Ansicht nach ist es eine große Hilfe, zu wissen, wie es ist, einen Schlag ins Gesicht zu bekommen, wenn man Kampfszenen schreibt. Sie lebt mit ihrem Mann in Birmingham.

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

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DURDIL

Vierter Monat, siebzehnter Tag der Belagerung, morgens
Königliches Gemach, Palast, Rilporin, Weizenland

Das letzte Stück des vergilbten, verkrusteten Verbands löste sich mit einem leisen Schmatzen, und der widerlich süße, abscheuliche Geruch von Fäulnis stieg auf. Hallos rümpfte die Nase, Durdil hustete heftig und stieß dann schnaubend die Luft aus. Es konnte den Gestank nicht vertreiben. Auf der anderen Seite des Bettes gerieten zwei der Priester in ihrem Sprechgesang ins Stocken. Würgend brachen sie ab, dann stimmten sie wieder mit ein.

Durdil spähte Hallos über die Schulter. »Wie kann es sein ...«

»Wie es sein kann, dass er immer noch lebt? Das wissen die Götter allein«, krächzte Hallos. Er bediente sich eines langen silbernen Löffels mit schlankem Kopf, um damit in der Wunde herumzustochern, und Durdil wurde übel, als es ihn daran erinnerte, dass er vorhin ein Puddingtörtchen gegessen hatte. Er schluckte und schmeckte Galle. »Doch das Ende ist nah, Durdil. Sehr nah.«

»Und der Feind tobt vor unseren Toren«, sagte Durdil besorgt. »Ich muss auf die Mauer. Aber ... was ist, wenn er aufwacht?«

Hallos tippte mit dem Löffel gegen das säuberlich vernähte rote und gelbe, tränende Fleisch von Rastoths Brust. Der sterbende Mann stöhnte, regte sich jedoch nicht. »Er wird nicht wieder aufwachen, mein Freund«, sagte er leise. »Nicht auf dieser Seite des Lichts.« Er straffte sich und blickte Durdil an, und Durdil biss die Zähne zusammen, im Wissen, was nun kommen würde. Wieder einmal. »Er mag bewusstlos sein, aber er hat trotzdem unaussprechliche Schmerzen. Es ist an der Zeit, dass wir seine Qualen lindern.«

»Er ist der König, Hallos. Wenn wir sein Leben beendeten, wäre das Königsmord«, entgegnete Durdil. Seine Müdigkeit nahm seinen Worten alle Leidenschaft, sodass sie stattdessen einfach nur mutlos klangen. Die Stimme in seinem Hinterkopf pflichtete dem Arzt insgeheim bei und rief ihm ins Gedächtnis, dass er selbst, wäre er an der Stelle des Königs gewesen, sie angefleht hätte, genau das zu tun. Er schob den Gedanken von sich und sah Hilfe suchend zu den Priestern hinüber, aber der ranghöchste, Erik, nickte nur, während er weiterbetete, langsam und zustimmend. Von dort war keine Hilfe zu erwarten.

Hallos' schwarze Brauen, die mittlerweile grau gesprenkelt waren, zogen sich nach unten, und er berührte Durdil am Arm. »Es wäre eine Gnade, Durdil. Eine Gnade für Euren Freund.« Durdil öffnete den Mund, aber Hallos hob den Zeigefinger. »Würdet Ihr einem Soldaten - einem Offizier, selbst einem Prinzen - auf dem Schlachtfeld Euer Erbarmen verwehren? Nein. Ihr würdet seine Qualen beenden und ihn mit Gebeten in die Umarmung der Tänzerin geleiten. Rastoth war Soldat, hat jahrelang im Osten und im Süden Feldzüge geführt. Hat gegen die Kriker gekämpft und gegen die Listraner. Behandelt ihn ein letztes Mal wie einen Soldaten. Erweist ihm diese Ehre, und lasst uns ihm das Licht schenken.«

Bei seinen Worten veränderte sich der Gesang der Priester, und Durdil erkannte das Lied der Trauer und der Feier eines gut gelebten Lebens. Sie sangen, als sei der König bereits tot, und Durdil wurde die letzte Entscheidung abgenommen.

Ihm brach das Herz; es war ihm jede Stunde dieser endlosen, aussichtslosen Belagerung gebrochen. Er war zu müde, um klar denken zu können, an Leib und Seele zu erschöpft, um irgendeine Entscheidung zu treffen, bei der es nicht unmittelbar darum ging, die Stadt für einen weiteren Tag zu halten. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte, wusste nicht, warum diese Entscheidung gerade ihm zufallen musste. Ich bin der Oberbefehlshaber der Truppen, nicht Richter über Leben und Tod der Könige. Jedenfalls nicht, was meinen König angeht. Nicht für Rastoth.

Das Gesicht des Königs war aschfahl, bis auf die hektischen roten Fieberflecken. Schwarze Streifen breiteten sich von dem sorgfältig vernähten Riss in sei