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Die Familie der 13-jährigen Lenora Allbright will in den 70er Jahren in der Einsamkeit Alaskas einen Neustart versuchen. Lenis Vater war im Vietnamkrieg in Gefangenschaft und hadert mit dem Leben danach. Die Dunkelheit des Winters von Alaska spielt mit seiner Psyche ihre Spielchen, all seinen Ärger lässt er an der Familie aus. Lenis einziger Hoffnungsschimmer in der kalten, dunklen Familienhölle ist ihr Mitschüler Matthew.
Leser sollten sich nicht vom Titel in die Irre führen lassen. Der Roman ist fesselnd, spannender als viele Thriller, verstörend und nichts für zart Besaitete.

von Nerdlounge
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1974: Lenora „Leni“ Allbright ist 13 Jahre alt, als ihre Eltern Ernt und Caroline beschließen: Wir ziehen nach Alaska. Ernt, der schwer traumatisiert aus dem Vietnam-Krieg heimgekommen ist, sieht hierin eine Chance auf ein neues, für ihn unbeschwertes Leben. Dazu kommt, dass ihm sein Kamerad und Freund sein Haus in Kaneq hinterlassen hat. Sie finden eine heruntergekommene Hütte ohne Strom und fließendes Wasser. Aber auch Nachbarn, die sofort bereit sind mit anzupacken und den Neuankömmlingen das Leben etwas zu erleichtern.
Ernt, der gehofft hatte, hier seine Dämonen los zu werden, wird immer unberechenbarer und Coraline sieht irgendwann keinen Ausweg mehr...


Für mich ist es das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe. Aber ich bin so begeistert von dem eingängigen Sprachstil und den bildreichen Erzählungen, dass bestimmt weitere folgen werden.

Ich habe mich entführen lassen in die weite, einsame und wunderschöne Landschaft des flächenmäßig größten, nördlichsten und westlichsten Bundesstaates der Vereinigten Staaten von Amerika. Allein die Beschreibungen der unberührten Natur, der glasklaren Seen, des einfachen Lebens und der hilfsbereiten Menschen, die hier leben, haben für mich das Lesen zu einem Genuss gemacht. Ich erlebe die Sommer, in denen die Sonne kaum untergeht und die endlos langen Winter, in denen es kaum hell wird.

Ernt, der mir anfangs in seiner Gefangenheit noch leid tut, entwickelt sich immer mehr zu einem Tyrann, der nicht aus seiner Haut kann, sich aber auch nicht helfen lassen will. Cora, von der ich immer wieder hoffte, dass sie sich in ihrer Abhängigkeit und Hörigkeit zu Ernt besinnt, dass sie auch eine Tochter hat, die sie braucht. Und Leni, die in ihrer neuen Schule einen Jungen kennen- und lieben lernt, die Strapazen des Lebens im hohen Norden versucht auszuhalten, dem Jähzorn ihres Vater zu entgehen und die die Liebe zu ihren Eltern trotzdem nie aufgibt. Die Drei sind mir im Laufe der Geschichte richtig ans Herz gegangen – positiv und negativ. Ich habe einige Tränchen verdrückt beim Lesen.

Kristin Hannah hat eine Art zu schreiben und zu beschreiben, so leicht, so eingängig und so plastisch, dass es mir sehr schwer gefallen ist, das Buch immer mal wieder aus der Hand zu legen. Sowohl Leni und ihre Eltern, Coras Eltern, als auch Large Marge, die Walkers, den Mann mit der Gans und die Familie Harlan – alle sind sehr menschlich und real beschrieben, dass ich sie beim Lesen regelrecht greifen konnte. Aber auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Sie hält sich dauerhaft im Hintergrund um dann von jetzt auf gleich bei einer der verschiedenen Wendungen wieder hervorzuspringen.

Ein sehr einfühlsamer, sehr emotionalter und tiefgründiger Roman über Familie, Freundschaft, Liebe, Verlust, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft, der mich tief berührt hat. Mein bisheriges Jahres-Lesehighligh.

von gaby2707, 19. September 2018