Mo - Fr: 09:00 - 12:30 I 14:00 - 18:00, Sa: 09:00 - 12:30Tel.: 06582 / 72562
Bewertung:

Wem Robert Seethaler nichts sagt, der weiß nicht was er da verpasst! Seethaler ist für mich einer der wunderbarsten Schriftsteller der österreichischen Gegenwartsliteratur!

Zu seinen Büchern möchte man gar nicht viel sagen, lediglich den Leuten eines in die Hand drücken und sie bitten, es zu lesen.

Die Frage, worüber ein Toter sprechen würde, wenn er noch einmal etwas sagen könnte, geistert bereits seit Jahrhunderten unbeantwortet durch unser aller Welt.

In ‘Das Feld’ (damit ist ein Friedhof gemeint) lässt der Autor 29 Tote zu Wort kommen. In Form von kurz gehaltenen Monologen führt er uns durch die verschiedensten Erinnerungen. Sein Schreib- und Erzählstil ist nicht nur angenehm, sondern auch wunderschön gelungen. Und der Schluss lässt einen wünschen, Seethaler hätte den ganzen Friedhof noch ein letztes Mal zu Wort kommen lassen, nicht ‘nur' 29 Tote. Von der ersten Seite an ein gelungener Roman den ich noch sehr oft weiterempfehlen werde!

von Ana
Bewertung:

29 Bürger einer kleinen Landgemeinde erinnern sich.
Klingt nicht übermäßig spektakulär. Das Besondere ist allerdings die Tatsache, dass es sich bei den Mitbürgern allesamt um Verstorbene handelt, die auf ihr Leben blicken.
So kommt etwa der korrupte Bürgermeister ebenso zu Wort wie der, naja, etwas exzentrische Pfarrer, der Selbstmörder, das Unfallopfer oder die Frau mit den 67 Liebhabern. Sie alle entwerfen ein Bild, das mit jeder Geschichte schärfer wird bis sich daraus ein Ort entwickelt mit all seinen Alltäglichkeiten und all seinen Dramen.
Große Literatur! Große Lesefreude! Große Erzählkunst!

von Stephan Lauf
Bewertung:

Der aufmerksamer Seethaler Leser sitzt während der Lektüre auf der Bank neben dem Friedhof und hört den Toten zu. Was haben sie erlebt? Sie flehen uns an, das Leben auszukosten, einen anderen Weg zu gehen, sie erklären, was wirklich wichtig ist im Leben, was sie berührt hat, was sie erlebt und was sie nie erlebt haben. Wovon sie geträumt haben und was sie glücklich gemacht hat. Jedes vergangene Leben in Paulheim hat seine Bedeutung, obwohl sich niemand mehr an sie erinnert. An die Habgier des Bürgermeisters, an die Blumenhändlerin, die niemand kannte und die zwei Wochen tot in ihrem Laden liegt, an den Krieg, den die Großmutter überstanden hat, an die kurze Beziehung von Louise, an die Eltern, etc. Seethalers Geschichten über Menschen sind wertvoll und werden den Friedhof überdauern!

von Barbara Kumpitsch
Bewertung:

"Ich habe nichts mitgenommen und nichts hinterlassen. Ich hatte nur dieses eine Leben."
Der schönste Ort in der kleinen Stadt ist eigentlich der Friedhof, von allen nur "Das Feld" genannt. Wenn man sich anstrengt, kann man vielleicht die Stimmen der Toten, die dort liegen, hören. Es sind die Stimmen von Pfarrer Hoberg, der eines Tages die Kirche angezündet hat; von Navid al-Bakri, der vernünftig genug war, sich seine Träume nicht zu erfüllen; von Annelie Lorbeer, zu der die Männer stets gut waren, was sie immer verwundert hat, denn sie war nie gut zu den Männern; von Herm Leydicke, der niemals "Ich liebe dich" gesagt hat, denn die Liebe ist doch kein Tauschgeschäft, und mit ziemlicher Sicherheit war das der größte Fehler von allen; die Stimmen von 25 weiteren Toten, die ein letztes Mal Gelegenheit bekommen, gehört zu werden. Vielleicht kann der Mensch erst dann über sein Leben urteilen, wenn er sein Sterben hinter sich gebracht hat?
Robert Seethaler hat ein Buch geschrieben, das mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. Seine Sprache ist so wunderschön und geht so zu Herzen, dass ich manche Stellen (viele!) mehrmals gelesen habe, um sie voll auszukosten. Für mich wahrscheinlich DAS Buch des Sommers.

von Maxie Bantleon
Bewertung:

Dies ist wieder kein einfaches Buch, aber das ist es bei Robert Seethaler ja
sowieso nie.. Und dafür schätzen wir ihn und warten immer ungeduldig auf die nächste Geschichte. Diesmal kreist der Roman um "Das Feld" - eigentlich den Paulstädter Friedhof. Ein Mann sitzt auf einer Holzbank unter einer krummgewachsenen Birke und und lässt seine Gedanken schweifen. Und so erfahren wir die Lebengeschichten von Menschen, die an diesem Ort lebten, ihn verließen oder nie weg kamen und hier ihr Leben beendeten. Manchmal ausführlicher, manchmal nur in Miniaturen ziehen Bilder vorbei und fügen sich zu einer Chronik der Ereignisse vergangener Jahre.
Was bleibt von einem Leben ?

von Michaela Maczejka