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von Christina Greil, 5. Dezember 2021
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Die jüdische Familie Rubinstein soll in Nürnberg im März 1942 in den Osten deportiert werden.
Isaak Rubinstein ahnt Schlimmes und sucht Hilfe bei seiner Exfreundin Clara, die im Widerstand gegen das Naziregime arbeitet.
Da er einem ranghohen SS-Offizier ähnlich schaut, wird er zurecht gemacht und ohne sein Wissen in die Höhle der "Wölfe" eingeschleust, um einen Mord an einer berühmten Schauspielerin aufzuklären.
Er wird also ins kalte Wasser geworfen und soll als Adolf Weissmann den Verdacht von einem SS-Kollegen entschärfen und die Gelegenheit suchen, einem Inhaftierten wichtige Pläne für eine Aktion gegen das Hitlerregime zu entlocken.
Seine Familie wird in Sicherheit gebracht und soll nach Erledigung seiner Aufgabe mit ihm fliehen können.
Isaak alias Adolf findet sich schnell in seine Rolle und spielt die Bonzen gegeneinander aus, schlägt sie mit ihren eigenen Waffen, nützt ihre Eitelkeit und ihren blinden Gehorsam dem Regime gegenüber aus.
Besonders gefährlich wird die Situation, als der echte Adolf Weissmann auftaucht.
Spannend und gut erzählt. Die Charaktere perfekt aufgebaut. Keine platte Nazigeschichte.

von PFIFF, 11. Oktober 2020
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Isaak Rubinstein und seine Familie erhalten den Deportationsbescheid, denn Nürnberg muss judenfrei werden. Der schüchterne Antiquar soll als Gegenleistung, damit seine Familie in Sicherheit gebracht wird, in die Rolle des Sonderermittlers Adolf Weissmann schlüpfen und für die Widerstandsgruppe ein geheimes Dokument beschaffen. Nur mit ein paar Verhaltensregeln und einer SS-Uniform „bewaffnet“ wird er ins Gestapohauptquartier geleitet, um den Mord an der berühmten Schauspielerin Lotte Lanner aufzuklären. Erschwerend kommt hinzu, dass der echte und für tot gehaltene Adolf Weissmann den Mordanschlag überlebt hat und in einem Krankenhaus langsam zu sich kommt.

von Marion Dalvit
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Nürnberg 1942: Die Stadt blüht unter dem Nationalsozialistischen Regime auf. Die Reichsparteitage wurden dort abgehalten und auch sonst steht sie häufig im Mittelpunkt. Die Gestapo hat sich natürlich auch eingerichtet.

Isaak Rubinstein und Adolf Weissmann schauen sich ähnlich, könnten aber nicht unterschiedlicher sein. Isaak muss demnächst mit seinen Eltern, seiner Schwester und deren zwei Kinder einen Zug in den Osten besteigen, weil sie Juden sind.

Adolf Weissmann dagegen dient dem NS Staat beinahe fanatisch. Er gilt als einer der besten Sonderermittler des Reichs und soll nun in Nürnberg einen Mord an einer beliebten Schauspielerin aufklären. Während der langen Anreise aus Polen, wird ein Mordanschlag auf Weissmann verübt und damit kann Isaak Rubinstein seine Stelle annehmen, um wichtige Informationen zu beschaffen.

Mitten unter den Wölfen, die ihn jagen, fühlt er sich ständig beobachtet. Wie lange kann er die Umgebung täuschen und überleben?

Wie hat es mir gefallen?
Alex Beer kannte ich bereits unter ihrem anderen Namen Daniela Larcher. Mit "Die Zahl" und "Zu Grabe" haben mich von der ersten bis zu letzten Seite gefesselt. Anschließend habe ich die Autorin ein wenig aus den Augen verloren.

Beim ersten Krimifest Tirol konnte ich sie lesen und damit erfuhr ich, dass sie jetzt als Alex Beer ihre Geschichten veröffentlicht. Sie las damals aus "Der zweite Reiter". Leider war mir die Geschichte viel zu düster, um sie zu lesen. Nun kam aber "Unter Wölfen" heraus und der Klappentext machte mich neugierig.

Als erstes möchte ich vermerken, dass mich "Kriminalroman" am Titel in die passende Richtung geschupst. Die Geschichte spielt in einem historischen Rahmen, aber die meisten agierenden Figuren sind rein fiktiv. Ein Mord soll untersucht werden, die hohen Gestapo Beamten fordern den besten Sonderermittler an. Statt dessen schlüpft Isaak Rubinstein in diese Rolle und wächst über sich hinaus.

Genau daran stören sich einige Leser. Mir fiel diese ständige Glückssträhne selbstverständlich auch auf und es erschien mir ein wenig zu dick aufgetragen. Trotzdem mochte ich die entstehende Spannung, die kleinen Bezüge auf diverse berühmte Detektive und Isaaks Mut. Denn den musste er haben. Unter diesen Menschen zu arbeiten, unentdeckt zu bleiben, seine Herkunft zu verschleiern, dies haben andere tatsächlich erlebt und geschafft.

Arier von Juden anhand des Aussehens zu unterscheiden funktioniert nicht. Isaak stellt schnell fest, wie sehr Macht korrumpieren kann. Er verändert seinen Kleidungsstil, streckt seine Schultern durch und zeigt keine Schwäche. Schon ist er der Paradenazi.

Insgesamt las ich das Buch gerne. Ist Isaak anfangs noch ein Lamm, der unfreiwillig zur Schlachtbank geführt wird, entwickelt er sich selbst und auch sein Gewissen.

Nun bin ich schon neugierig, wie viel besser Alex Beers andere Geschichten sind. Sie sind nun natürlich auf meiner Wunschliste gelandet.

von Caroline Gliber, 3. Januar 2020
Bewertung:

„Wenn die Guten nicht kämpfen, siegen die Schlechten“ - dieser Satz zieht sich durch das Buch.

Dieser Krimi ist in Nürnberg des Jahres 1942 angesiedelt. Nach der Niederlage in Stalingrad sind die Nazis entschlossener denn je, alle jene zu töten, die ihnen nicht in ihre Weltanschauung passen, allen voran natürlich die jüdische Bevölkerung.
Isaak Rubinstein, ehemals Antiquar, erhält gemeinsam mit seiner Familie den sogenannten „Evakuierungsbescheid“ wie die Nazis, das Dokument zum Abtransport in ein Vernichtungslager euphemistisch nennen. Um seine Angehörigen zu retten, wendet er sich an seine ehemalige Verlobte Clara, die dem Hörensagen nach, der geheimen Widerstandsgruppe „Fränkische Freiheit“ angehört. Clara verspricht zu helfen. Dafür muss Isaak allerdings in die Rolle des Kriminalbeamten Adolf Weissmann schlüpfen, der den Mord an Lotte Lahner, einer bekannten Schauspielerin, die eben in Nürnberg getötet worden ist, aufklären.

Meine Meinung:

Wie wir es aus den Krimis von Alex Beer rund um August Emmerich gewöhnt sind, ist auch dieser Krimi atmosphärisch dicht und fesselnd. Vor allem die Angst der Bevölkerung vor Denunziation ist deutlich greifbar. Man kann niemandem trauen, die Gefahr von Nachbarn, Blockwarten, Freunden oder Mitgliedern der eigenen Familie bespitzelt und verraten zu werden, ist authentisch dargestellt.

Nicht ganz so realistisch erscheint mir die Köpenickiade, die uns hier präsentiert wird. Dafür ist die Gestapo zu gut organisiert, als dass hier dieser Rollentausch unentdeckt bliebe. Vorallem der Boxkampf erscheint ziemlich unrealistisch. Wie sollte ein gänzlich untrainierter gegen einen Sportler reüssieren?
Dass Rubinstein die Gefangenen durch gefälschte Papier bzw. martialisches Auftreten aus dem Gefängnis herausbekommt, kann ich durchaus nachvollziehen. Hier ist die strenge Hierarchie („Ober sticht unter“) durchaus hilfreich.

Mehr als einmal wird Rubinstein beinahe enttarnt. Denn immerhin gibt es Leute, die den echten Weissmann kennen. Der taucht dann auch noch auf, was mir persönlich einen Hauch zu viel der Dramaturgie des Zufalls war.

Fazit:

Die Autorin hat gewissenhaft recherchiert wie das Nachwort beweist. Einen Stern muss ich allerdings für die nicht ganz glaubwürdige Metamorphose des feinsinnigen Antiquars in einen bösartigen Nazi und gleichzeitig ein, wenn auch anfangs unbewusstes Mitglied einer Widerstandsbewegung, abziehen. Mit Spannung erwarte ich den zweiten Teil und die weitere Entwicklung von Isaak Rubinstein.

von Bellis-Perennis, 15. Dezember 2019