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Das Ende von gestern ist der Anfang von morgen

Roman von Kathinka Engel
Auflage:1. Auflage
Seitenanzahl:430 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2024
Verlag: Bastei Entertainment
ISBN:978-3-7517-5600-6
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Kurztext / Annotation

Ist es jemals zu spät für zweite Chancen?

London, 1974: Die 17-jährige Pippa St George, Tochter aus gutem Hause, trifft bei einem Punkkonzert Oz, den Sänger der Band. Oz steht für alles, was ihre Familie verachtet. Gegen alle Konventionen und gegen jede Logik verlieben sich die beiden ineinander, doch dann werden sie von der harten Realität eingeholt.

London, Gegenwart: Online-Redakteurin Gilly ist überglücklich, als sie eine erschwingliche Wohnung in einem viktorianischen Mietshaus findet. Doch das Haus soll verkauft und luxussaniert werden. Um das zu verhindern, tut Gilly sich mit ihrem Nachbarn, dem Dokumentarfilmer Owen, zusammen. Während ihrer Recherche stoßen die beiden auf eine Geschichte, die sie weit in die Vergangenheit führt ...



Als leidenschaftliche Leserin studierte Kathinka Engel allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft und arbeitete im In- und Ausland für eine Literaturagentur, ein Literaturmagazin sowie als Übersetzerin und Lektorin für verschiedene Verlage. Sie lebt in Berlin, ist aber in London zu Hause. Unter @kathinka.engel teilt sie auf Instagram und Tiktok ihre Begeisterung für Bücher und das Schreiben.

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

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Wenn es eine Sache gibt, die man über mich wissen sollte, dann diese: Ich verliebe mich schnell und entliebe mich langsam. Das war schon immer so und entzieht sich sowohl meiner Kontrolle als auch meinem Verständnis. Ich hänge mein Herz in null Komma nichts an Menschen wie Dinge gleichermaßen, an Orte und Momente. Und da baumelt es dann - meistens über den Zeitpunkt hinaus, an dem es noch gut für mich ist.

Vor siebeneinhalb Minuten habe ich mich beispielsweise auf den ersten Blick und Hals über Kopf und mit Haut und Haar in eine Wohnung in der 19 Tolpuddle Street im Londoner Borough Camden verliebt. Und nicht nur in die Wohnung, sondern auch in das viktorianische Haus mit roter Ziegelfassade. In die weißen Fensterrahmen und ihre Verschnörkelungen, die kleinen Erker im Erdgeschoss und ersten Stock. In die Glyzinie über dem überdachten Eingangsbereich, in die rostrote Tür mit der messingfarbenen Nummer 19, deren Neun leicht schief hängt. In das quietschende Gartentor und den knorrigen Apfelbaum im Vorgarten. Und - und das vielleicht am allermeisten - in die geforderte Monatsmiete, die im Gegensatz zu allen anderen Löchern, die ich in den letzten Wochen besichtigt habe, nicht zwei Drittel meines Gehalts verschlingt.

»Ich melde mich bei Ihnen, Gillian«, sagt Andrew, der Makler, und schüttelt mir die Hand.

»Ich bin wirklich sehr, sehr interessiert«, erwidere ich und lächle ihn - wie ich hoffe - auf eine charmante Weise an. Dann schiebe ich ein weiteres »sehr« hinterher.

»Ist notiert.«

Als ich mich bereits ein paar Schritte entfernt habe, drehe ich mich noch einmal um. »Sehr!«, rufe ich erneut, nur für den Fall, dass er noch nicht restlos von meinem Interesse überzeugt ist.

Er reckt den Daumen in die Höhe, und in dem Moment, da ich meinen Blick wieder nach vorne richten will, rempelt mich ein Kerl an.

»Sorry«, nuschelt er, während ich überschwänglich: »Ups, sorry, keine Absicht«, sage. Er trägt eine Beanie-Mütze, aber mehr sehe ich nicht, weil er bereits mit großen Schritten an mir vorbeigeeilt ist.

Ich reibe mir meine Schulter. Das gibt einen blauen Fleck. Aber auf eine seltsame Weise habe ich auf einmal das Gefühl, dass genau dieser blaue Fleck ein gutes Omen sein könnte. Dass dieser blaue Fleck Glück bringt. Dieser blaue Fleck ist eine Botschaft an das Schicksal oder an was auch immer, dass Gillian Sallow jetzt für eine Weile genug Pech hatte und diese Wohnung verdient.

Als ich dann auch noch sehe, dass der Beanie-Typ das Gartentor der Nummer 19 aufschiebt, Andrew knapp zunickt und seinen Schlüssel zückt, bin ich mir sicher. Diesmal wird es klappen. Diesmal muss es klappen.

Auf dem Weg nach Hause verliebe ich mich in einen Song. Zackbumm. Herz drangehängt. Ich höre ihn in Dauerschleife. Auf dem Weg von der Tolpuddle Street zur Tube-Station Chalk Farm. In der Tube, während ich meinen Kopf einziehe, damit die brechend volle Feierabend-Northern-Line ihre Türen schließen kann. Er übertönt das laute Rattern des Zugs und unterstreicht zusammen mit meiner schmerzenden Schulter das Gefühl der Hoffnung, dass diese Wohnung vielleicht endlich die ist, die Luke und mich aus unserer emotionalen Zwickmühle befreit.

Ich höre den Song immer noch, als ich bei Sainsbury's die Gänge nach einem genießbaren Fertiggericht durchkämme, das sich mit Lukes neuen Ernährungsgewohnheiten verträgt.

Sobald ich die Wohnung betrete, verbinde ich mein Handy mit Lukes Bluetooth-Box, um den Song auch im Badezimmer hören zu können. Unter der Dusche höre ich zwar nur die Hälfte, aber der Songtext hat sich in meinem Kopf verselbständigt, und inzwischen singe ich lautstark mit. Beim Abtrocknen, beim Trockenrubbeln meiner Haare.

Ich sehe mich nach meinem Bademantel um, kann ihn aber nirgends finden. Und dann fällt mir ein, dass ich ihn in einem Anfall von Aktionismus gewaschen hab