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Nacht ohne Sterne

von Gesa Schwartz
Seitenanzahl:544 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2015
Verlag: cbt
ISBN:978-3-641-15061-7
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Kurztext / Annotation

Romantisch, düster und aufregend fantastisch
Die 16-jährige Naya ist Tochter einer Elfe und eines Menschen. Ein Mischwesen, das keine Magie zu beherrschen scheint und sich weder der geheimnisvollen Elfenwelt New Yorks noch der Welt der Menschen gänzlich zugehörig fühlt. Ihr bester Freund Jaron ist ein Lichtelf, der New York vor den Machenschaften der Dunkelelfen bewahren soll. Doch dann wird Naya mitten hinein gezogen in den jahrhundertealten Krieg zwischen den beiden Völkern. Und als sie den Dunkelelf Vidar kennenlernt, wird all ihr bisheriges Wissen auf den Kopf gestellt. Welche Ziele verfolgt Jaron, welche Geheimnisse verbirgt Vidar? Wem kann sie trauen? Naya muss auf ihr Herz hören, doch das ist leichter gesagt als getan ...

Gesa Schwartz wurde 1980 in Stade geboren. Sie hat Deutsche Philologie, Philosophie und Deutsch als Fremdsprache studiert. Nach ihrem Abschluss begab sie sich auf eine einjährige Reise durch Europa auf den Spuren der alten Geschichtenerzähler. Für ihr Debüt »Grim. Das Siegel des Feuers« erhielt sie 2011 den Deutschen Phantastik Preis in der Sparte Bestes deutschsprachiges Romandebüt. Zurzeit lebt sie in der Nähe von Hamburg in einem Zirkuswagen.

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

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1

Der Regen hüllte New York in graue Schleier. Naya wich den Menschen aus, die der Wind durch die abendlichen Straßen trieb, während der Karton in ihren Händen zusehends schwerer wurde. Er war so groß, dass sie nur mit Mühe über ihn hinwegsehen konnte, und bei jeder Gelegenheit schlug der Wind ihr den Regen mit einer Leidenschaft ins Gesicht, als hätte er sich den ganzen Tag darauf gefreut. Sie seufzte. So hatte sie sich den Start in die Ferien nicht vorgestellt.

Dabei waren die Vorzeichen wirklich gut gewesen. Ihr Vater war auf Geschäftsreise gefahren, und da es in seinem Antiquariat für gewöhnlich ruhig zuging, hatte sie vorgehabt, in den ersten Tagen nichts anderes zu tun, als im Bett zu bleiben und zu lesen. Aber stattdessen brachte der verfluchte Vollmond sie um den Schlaf, und ihr Vater schickte aus den entlegensten Teilen der Welt mit solchem Feuereifer weitere Bücher, dass ihre Wohnung inzwischen aussah wie ein Warenlager. So war sie an diesem Abend auf die glorreiche Idee gekommen, wenigstens etwas Platz zu schaffen und einen Teil der Bücher ins Geschäft zu bringen. Natürlich war auf halber Strecke der Himmel aufgebrochen, und nun hetzte sie mit mörderisch schwerem Karton durch den Regen und sah zu, wie die Lichter der Schaufenster vor ihrem Blick verschwammen. Ihr Atem ließ ihre Brillengläser beschlagen, aber sie hatte keine Zeit, um stehen zu bleiben und sie zu putzen. Der Karton löste sich in der Nässe auf, und sie konnte sich die Reaktion ihres Vaters vorstellen, wenn den Büchern darin etwas zustieß. Sie musste sie so schnell wie möglich ins Trockene bringen. Im Strom der Passanten kam sie allerdings nur langsam voran. Nicht jeder hatte einen Blick für einen wandelnden Karton auf zwei Beinen.

Unvermittelt streifte ein eisiger Windstoß ihre Wange und ließ sie schaudern. Diese Kälte kam nicht vom Regen. Schon seit zwei Blocks spürte sie die frostigen Luftzüge, die immer wieder durch die Menge glitten, und jetzt hörte sie das Wispern, das wie ein in fremder Sprache gerauntes Geheimnis klang. Ihre Miene verfinsterte sich. Sie hatte sich also nicht geirrt. Nicht nur Menschen waren bei diesem Wetter auf den Straßen Brooklyns unterwegs.

Noch bevor Naya sie sah, fühlte sie ihre Nähe wie einen elektrischen Impuls auf ihrer Haut. Sie schaute über ihren Karton hinweg und da waren sie, kaum wenige Schritte von ihr entfernt. Drei hochgewachsene junge Männer in silbernen Uniformen, die Haut außergewöhnlich hell, die Gesichter makellos. Trotz der Reglosigkeit inmitten der Menge strahlten sie eine intensive Präsenz aus, und während die Passanten an ihnen vorbeieilten, als wären sie leblose Statuen, genügte Naya ein Blick in ihre unnatürlich blauen Augen, um zu wissen, dass der Schein der Menschlichkeit eine Lüge war.

Carmeo Lhunis, so nannten sie sich selbst: das Volk des Lichts. Früher waren sie den Menschen als Elfen bekannt gewesen, doch diese Zeiten waren lange vorbei. Die Menschen hatten sie vergessen, aber das bedeutete nicht, dass sie nicht mehr existierten. Die Askari, wie sie in der Sprache des Lichts hießen, lebten noch immer in der Welt der Menschen, verborgen vor ihren Augen, und nährten sich von ihren Träumen. Doch diese drei waren nicht gekommen, um menschliche Träume zu rauben. Naya hatte ihn schon oft gesehen, diesen Frost in deren Augen. Er war ebenso kalt wie der Wind, der sie begleitete, und sie wusste, was er bedeutete. Die Krieger des Lichts waren auf der Jagd.

Naya beobachtete, wie die Askari sich in Bewegung setzten. Sie waren noch jung, Rekruten vermutlich, und sicher auf der Suche nach unbedarften Elfen, die die Regeln der Königin missachtet hatten. Ihre Gesetze waren streng und unmissverständlich, ebenso wie die Konsequenzen, die bei Nichtbeachtung folgten. Naya hatte immer wieder erlebt, wie ein einfaches Vergehen wie das Hören menschlicher Musik zu schweren Strafen geführt hatte, und sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Askari