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Zorn und Morgenröte

von Renée Ahdieh
Auflage:1. Auflage
Seitenanzahl:400 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2016
Verlag: ONE
ISBN:978-3-7325-2267-5
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Kurztext / Annotation

Jeden Tag erwählt Chalid, der grausame Herrscher von Chorasan, ein Mädchen. Jeden Abend nimmt er sie zur Frau. Jeden Morgen lässt er sie hinrichten. Bis Shahrzad auftaucht, die eine, die um jeden Preis überleben will. Sie stehen auf verschiedenen Seiten und könnten unterschiedlicher nicht sein ... Und doch werden sie magisch voneinander angezogen ...

Eine märchenhafte Geschichte über wahrhaft große Gefühle.

Beschreibung für Leser

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Meditationen über
Spinnfäden und Gold

Sanft waren sie nicht. Wieso auch?

Schließlich erwarteten sie nicht, dass sie den nächsten Morgen überlebte.

Mit abgeklärter Ruppigkeit zogen die Hände Elfenbeinkämme durch Shahrzads hüftlanges Haar und massierten ihr Sandelholzpaste auf die bronzefarbenen Arme.

Shahrzad betrachtete eine junge Dienerin dabei, wie sie ihr die bloßen Schultern mit Goldflitter bestäubte, in dem sich das Licht der untergehenden Sonne fing.

Ein Wind strich über die hauchzarten Vorhänge, die die Wände der Kammer verhüllten. Durch die Holzläden, die zur Terrasse führten und mit Schnitzereien verziert waren, trieb ein süßer Duft nach Zitrusblüten heran und flüsterte von einer Freiheit, die nun außer Reichweite war.

Es war dein eigener Entschluss. Du darfst Shiva niemals vergessen.

»Ich trage keine Halskette«, sagte Shahrzad, als ein anderes Mädchen ihr ein juwelenbesetztes Ungetüm an die Kehle legte.

»Das ist ein Geschenk des Kalifen. Du musst es tragen, Herrin.«

Shahrzad starrte das schlanke Mädchen mit amüsiertem Unglauben an. »Und wenn ich es nicht trage? Tötet er mich dann?«

»Bitte, Herrin, ich ...«

Shahrzad seufzte. »Jetzt ist wohl der falsche Moment, darauf zu bestehen.«

»Ja, Herrin.«

»Ich heiße Shahrzad.«

»Das weiß ich, Herrin.« Das Mädchen blickte voll Unbehagen weg und wandte sich ab, um bei Shahrzads goldenem Mantel zu helfen. Während die beiden Dienerinnen ihr das schwere Kleidungsstück über die funkelnden Schultern legten, musterte Shahrzad sich im Spiegel.

Die mitternachtsschwarzen Tressen schimmerten wie polierter Obsidian, ihre haselnussbraunen Augen waren mit sich abwechselnden Strichen von schwarzem Kajal und Flüssigem Gold geschminkt. Mitten auf ihrer Stirn hing ein tränenförmiger Rubin von der Größe ihres Daumens; sein Zwilling baumelte von der dünnen Kette, die um ihre nackte Taille gelegt war, und strich über die Seidenschärpe ihrer Hose. Der Mantel bestand aus hellem Damast und war mit einem komplizierten Muster aus Gold- und Silberfäden durchwirkt. Wo er sich zu ihren Füßen ausbreitete, wirkte er noch undurchschaubarer.

Ich sehe aus wie ein vergoldeter Pfau.

»Sind alle so albern zurechtgemacht?«, fragte Shahrzad.

Wieder wandten die beiden jungen Dienerinnen den Blick voll Unbehagen ab.

Ich bin sicher, Shiva hat nicht so albern ausgesehen ...

Shahrzads Miene wurde hart.

Shiva hat sicherlich wunderschön ausgesehen. Wunderschön und stark.

Sie bohrte sich die Fingernägel in die Handflächen, winzige Halbmonde stählerner Entschlossenheit.

Als es leise an der Tür pochte, wandten alle drei den Kopf - und gemeinsam stockte ihnen der Atem.

Obwohl sie all ihren Mut zusammengenommen hatte, begann Shahrzads Herz heftig zu pochen.

»Darf ich hereinkommen?« Die leise Stimme ihres Vaters durchbrach das Schweigen; sie klang bittend, und eine Spur unausgesprochener Zerknirschung lag darin.

Shahrzad atmete langsam aus ... vorsichtig.

»Was machst du hier, Baba?« Ihre Worte klangen geduldig, aber sie war auf der Hut.

Jahandar al-Haizuran schlurfte in die Kammer. Sein Bart und seine Schläfen zeigten graue Strähnen, und die zahllosen Farbtupfer in seinen braunen Augen schimmerten und wogten hin und her wie das Meer im Sturm.

In der Hand hielt er eine einzelne knospende Rose, die in der Mitte weiß war, während eine schöne Malvenfarbe die Spitzen der Blütenblätter säumte. Die Blume wirkte, als würde sie erröten.

»Wo ist Irsa?«, fragte Shahrzad.

Man hörte, dass sie beunruhigt war.

Ihr Vater lächelte traurig. »Sie ist zu Hause. Ich habe ihr nicht gestattet, mich zu begleiten, obwohl sie, solange es nur ging, gestritten und gewütet hat.«

Wenigstens in dieser Hinsicht hat er meine