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Mit der klugen, charakterstarken Jane Eyre schuf Charlotte Brontë eines der bewegendsten Frauenporträts der englischen Literatur. Die Heldin gewinnt ihre Größe im existentiellen Widerstreit zwischen tiefem Liebesverlangen und dem, was der menschlichen Seele letztlich die Selbstachtung erhält: dem Gefühl persönlicher Integrität.

Die märchenhaft anmutende Geschichte der Waise von Lowood, von einer bis dahin gänzlich unbekannten Debütantin in einem weltfernen englischen Provinznest verfasst, eroberte im Nu einen bleibenden Platz in der Weltliteratur. Jane Eyre ist für ihre Zeit eine unerhört eigenständige und eigensinnige Heldin. Selbst als das zum Greifen nahe Glück für immer verloren scheint, bleibt sie sich treu. Die vom Schicksal benachteiligte, äußerlich unscheinbare junge Frau gewinnt kraft ihres aufrechten Charakters nicht nur das Herz des finsteren Mr. Rochester, sondern auch das unzähliger Leser.

Der Roman ist eine moderne, weil bereits weitreichend desillusionierte Version des «Aschenbrödel». Charlotte Brontës (1816-1855) erzählerische Meisterschaft beglaubigt die auf den ersten Blick so phantastische Mär und macht sie zu einem plausiblen, ergreifenden Bericht einer weiblichen Selbstfindung. 1847 unter dem Pseudonym Currer Bell erschienen, gilt das Werk als fiktive Autobiographie Brontës, die sich darin den zentralen Themen ihres Lebens und Schreibens widmet.

Charlotte Brontë (1816-1855) war neben Emily und Anne die Dritte im Bunde der literarisch hochbegabten Schwestern. Nach dem frühen Tod der Mutter übernahm sie die Fürsorge für die jüngeren Geschwister. Zwei Jahre unterrichtete sie an einem Brüsseler Internat, kehrte jedoch dann für den Rest ihres kurzen Lebens in die heimische englische Moorlandschaft zurück. In der Abgeschiedenheit des väterlichen Pfarrhauses widmete sie sich neben familiären Pflichten ganz dem Schreiben.

Andrea Ott, geboren 1949, hat sich als Übersetzerin englischer und amerikanischer Literatur einen Namen gemacht. Für den Manesse Verlag hat sie Meisterwerke u.a. von Jane Austen, Anthony Trollope, Charlotte Bronte, Elizabeth Gaskell, Henry James, Edith Wharton und Upton Sinclair ins Deutsche gebracht.